Marc Manther: Isabells Casting

Cover: Isabells Casting von Marc MantherDiesmal hat es ein wenig länger gedauert, bis eine neue Geschichte von mir erschien. Der Grund: Ich saß an der Konzeption meiner ersten Buchreihe. Dafür habe ich mich intensiv mit dem Genre ENF (Embarrassed nude female) auseinander gesetzt. Wer diesen Blog regelmäßig liest, kennt ja die ersten Ergebnisse meiner Überlegungen zum Genre. Ich finde, das Thema findet nirgendwo im Alltag besser seinen Platz als in den unzähligen Casting Shows, die derzeit im TV laufen.

Deswegen habe ich die Casting Show “Erotic Actress Talent Search (EATS)” zum Ausgangspunkt genommen, mir die Mechanismen der Fernsehmacher einmal genauer anzusehen. Wie gehen sie mit den Träumen der jungen Frauen um, die ihren ganzen Hoffnungen darauf setzen, einmal Schauspielerinnen zu werden? Mit welchen Tricks laden sie die Staffel emotional auf? Und weil erfahrungsgemäß die Sexualität im Leben junger Erwachsener eine besonders große Rolle spielt, habe ich eben die Suche nach Schauspielerinnen zwischen 18 und 25 zum Thema gemacht, die – medial unterstützt – an ihrer erotischen Ausstrahlung arbeiten wollen.

Darum geht es im ersten Band der Reihe:

Isabells Traum ist es, Schauspielerin zu werden. Sie weiß, dass es leichter für sie ist, wenn sie eine gewisse erotische Ausstrahlung hat. Deswegen sieht sie in der Werbeanzeige für die neue Fernsehshow Erotic Actress Talent Search (EATS) ihre Chance. Sie bewirbt sich für das Casting und wird zum Vorsprechen eingeladen.

Aber schnell begreift sie die Mechanismen der Show. Die Fernsehmacher wollen Emotionen hervorlocken. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Isabell wird mit intimen Fragen provoziert und dazu gebracht, vollständig über ihre eigenen Schamgrenzen zu gehen.

EATS setzt darauf, seine Teilnehmerinnen in peinliche Situationen zu bringen. Die Show provoziert bewusst den Skandal, indem sie permanent die Schamgrenzen überschreitet und die jungen Frauen – unter dem Deckmantel der Professionalität – öffentlichkeitswirksam erniedrigt.

Leseprobe:

Ich stehe im Scheinwerferlicht auf der Bühne. Allein, bis auf den Kameramann mit der Steadicam, der jede meiner Bewegungen festhält. Eine zweite, feste Kamera steht unten im Mittelgang. Auch sie blinkt rot, als Zeichen, dass sie aufnimmt.
Unter mir spüre ich den rauen, kalten Holzboden. Ich habe mich dafür entschieden, bei diesem Casting auf Schuhe und Strümpfe zu verzichten. Barfuß in Jeans. Ich hoffe, das wirkt sexy. Von meinem Leinenhemd stehen die obersten drei Knöpfe offen. Ich trage es über der Hose, weil es lässiger aussieht. Dazu eine dunkelbraune Weste, Typ Bohemien. Sie suchen Typen, das weiß ich, weil ich selber gerne Casting Shows sehe. Je besser die Teilnehmer in eine Schublade passen, desto größer werden ihre Erfolgsaussichten.
In einer Reihe des Theaters sitzen vier Juroren. Eine kleine Stehlampe sorgt dafür, dass sie ihre Unterlagen lesen können. Sonst ist es dunkel im Zuschauerraum.
Damian Petridis, ein griechischer Regisseur, der schon seit Jahren in Deutschland lebt und arbeitet. Er hat im letzten Herbst einen Überraschungshit gelandet und wird jetzt als die Hoffnung des deutschen Films gehandelt. Es heißt, er suche eine Hauptrolle für seinen neuen Streifen. Er ist der Kopf des Teams. Strahlt eine nahezu arrogante Gelassenheit aus. Weit zurückgelehnt, die Arme verschränkt, taxiert er meinen Körper. Ich fühle, wie seine Blicke mich ausziehen.
Daneben sitzt Jeanette Rasmussen. Sie hat ihre ersten Schauspielerfahrungen in einer Soap gemacht, spielt inzwischen aber mehr und mehr in Kinofilmen. Ich mag die Art, wie sie ihre Figuren anleget: immer ein bisschen schüchtern, immer ein wenig rebellisch. Umso mehr überrascht mich jedes Mal, wenn sie auf der Leinwand plötzlich nackt dasteht. Das macht ihren Erfolg aus. Sie bekommt vor allem solche Rollen, in denen viel Haut zu sehen ist. Wahrscheinlich sitzt sie deswegen in der Jury. Sie lächelt mir vertrauensvoll zu, nickt, wenn ich etwas sage.
Allegra Ricci arbeitet als Model. Ich weiß nicht genau, warum sie hier sitzt. Sie gefällt sich offensichtlich. Blond, braungebrannt, Schultern zurückgezogen, Brust nach vorn. Perfekt geschminkt, wenn auch dezent. Sie verzieht keine Miene, während ich rede. Auch sie taxiert mich, aber anders als Petridis. Ich fühle, dass sie jede meiner Bewegungen bewertet: Die Art, wie ich stehe. Wie ich meine Arme halte. Wie ich den Kopf leicht zur Seite neige.
Und dann ist da noch Shervin Datis. Schmales Gesicht. Dreitagebart. Er wird der Schauspielcoach der Staffel. Er wirkt interessiert. Als hoffe er, in mir etwas Besonders zu entdecken. Seine Arme hat er auf der Stuhllehne vor sich abgelegt. Sein Blick ist freundlich, aber intensiv. Ich spüre, dass ich Lust habe, mit ihm zu arbeiten. Dass ich ihm vertraue.
„Isabell, wie oft triffst du dich mit einem Typen, bevor du mit ihm ins Bett gehst?“, fragt Patridis.
Ich zucke zusammen. Sie wollen mich schockieren. Meine Reaktionen auf solch intime Fragen austesten. Ich merke, wie mein Magen sich zusammenzieht. Jetzt bloß nicht rot werden. Gerade stehen. Lächeln.
„Das ist unterschiedlich“, sage ich. „Für mich gibt es keinen festen Plan. Nicht zu schnell, normalerweise. Sonst glauben sie, ich sei leicht zu haben.“
„Aber du weißt deinen Körper einzusetzen, oder?“, fragt Allegra.
Ich lächele verlegen.
„Wie meinen Sie das?“
„Durch deine Kleidung gibst du ihnen eine Ahnung von dem, was sie verpassen, wenn sie sich nicht bei dir melden.“
„Sie meinen die offenen Knöpfe?“
„Ja, zum Beispiel. Du trägst ein Hemd, das über der Brust leicht spannt. Die Hose hebt den Po hervor und betont deine langen Beine. Du weißt, dass du gut aussiehst, und zeigst das auch. Aber das ist nicht schlecht. Models brauchen Selbstbewusstsein. Sie dürfen es nur nicht zu offen zeigen, sonst wirken sie arrogant.“
Ich nicke. Fühle mich durchschaut.
„Zeig mir deinen Venusberg“, richtet Petridis sich an mich.
Mein Herz pocht wild und meine Hände werden feucht. OK, natürlich weiß ich, dass ich als Schauspielerin auch Nacktszenen drehen muss. Das ist heute ja normal. Aber hier beim Casting? Vor laufenden Kameras? Ich hatte damit gerechnet, gleich noch im Bikini auf die Bühne zu müssen. Damit sie meinen Körper begutachten können. Aber meine Intimzone zu zeigen ist etwas anderes.
„Was?“, frage ich ziemlich einfältig.
„Ich würde gern einen Blick auf deinen Venushügel werfen“, wiederholt Petridis mit gelassener Selbstverständlichkeit. „Oder ist dir das peinlich?“
„Ich soll mich ausziehen?“
„Ich will nur deine Scham sehen.“
„Oder meine Schamgrenze austesten“, denke ich. Ich hole tief Luft und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie meine Hände zittern.

Ende der Leseprobe

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