Alle Beiträge von Marc Manther

Geboren 1976 in Bredstedt, Nordfriesland. Studium der Informatik an der CAU in Kiel. Arbeitet heute in der Softwareentwicklung. Lebt mit seiner Frau Sandra und den Katzen Mandu und Tharsis in einem Haus im Westen der Stadt.

Defamiliarisierung im erotischen Schreiben – das Alltägliche neu sehen

Erotik nutzt Vertrautes – Haut, Licht, Atem, Kleidung –, aber sie verliert Wirkung, wenn sie zu vertraut beschrieben wird. Gewöhnlichkeit stumpft ab, sie löscht den Reiz, der im Unbekannten liegt. Defamiliarisierung bedeutet, das Alltägliche so zu schreiben, als sähe man es zum ersten Mal. Der Begriff stammt aus der Literaturtheorie des russischen Formalismus: ostranenie, das … Defamiliarisierung im erotischen Schreiben – das Alltägliche neu sehen weiterlesen

Der Körper als Plotgerät – physische Reaktionen als narrative Signale

In der erotischen Literatur geschieht selten alles im Dialog. Die eigentliche Handlung spielt sich unter der Haut ab. Ein Atemzug, der stockt. Ein Muskel, der sich spannt. Ein Puls, der sich beschleunigt. Diese körperlichen Mikroreaktionen sind keine bloßen Effekte – sie sind dramaturgische Signale. Sie zeigen Leser*innen, was Figuren fühlen, bevor diese es selbst begreifen. … Der Körper als Plotgerät – physische Reaktionen als narrative Signale weiterlesen

Wie man erotische Spannung über mehrere Kapitel hält, ohne zu früh zu entladen

Erotische Spannung entsteht nicht durch Handlung, sondern durch Aufschub.Sie lebt von Energie, die nicht entladen wird.Viele junge Autor*innen verwechseln Spannung mit Ereignis:Sie lassen Figuren zu schnell miteinander schlafen – und wundern sich, warum die Geschichte danach flachfällt. Doch Erotik folgt anderen Gesetzen als Plot.Sie ist kein Ziel, sondern ein Strom.Man muss ihn lenken, nicht stoppen. … Wie man erotische Spannung über mehrere Kapitel hält, ohne zu früh zu entladen weiterlesen

Der ENF-Moment als dramaturgischer Wendepunkt – von Scham zu Selbstermächtigung

Der sogenannte ENF-Moment – die Szene, in der eine Frau unfreiwillig nackt wird – ist in der erotischen Literatur kein Zufall, sondern ein dramaturgisches Werkzeug. Er steht für den Augenblick, in dem eine Figur alles verliert, was sie schützt: Kleidung, Kontrolle, Fassade. Was danach folgt, entscheidet über die Bedeutung der Szene. Denn der ENF-Moment ist … Der ENF-Moment als dramaturgischer Wendepunkt – von Scham zu Selbstermächtigung weiterlesen

Die Umkehrung der Blickrichtung – wie du voyeuristische Szenen neu erzählst

Wer sieht wen? Im Zentrum jeder erotischen Szene steht der Blick. Er entscheidet, wer Kontrolle hat, wer begehrt und wer zum Objekt wird. Doch allzu oft folgt die Literatur einer alten Choreografie: Ein Mann sieht eine Frau, sein Blick entkleidet sie, sein Begehren strukturiert den Text.Moderne Erotik verlangt eine Umkehrung dieser Blickrichtung. Sie fragt: Was … Die Umkehrung der Blickrichtung – wie du voyeuristische Szenen neu erzählst weiterlesen

Die Backstory deiner Protagonist*innen: Warum du den ganzen Eisberg kennen musst

Unsichtbare Tiefen Wenn du eine Figur erschaffst, siehst du zunächst nur die Spitze ihres Lebens. Ihr Lächeln, ihr Kleidungsstil, ihr Verhalten im Seminar oder im Bett. Doch wie bei einem Eisberg liegen die entscheidenden Schichten verborgen unter der Oberfläche. Elternhaus, Freundschaften, Schulzeit, erste Liebe, sexuelle Erfahrungen – all das prägt sie, auch wenn du es … Die Backstory deiner Protagonist*innen: Warum du den ganzen Eisberg kennen musst weiterlesen

Der erste Absatz in der erotischen Literatur

Der erste Absatz ist die Einladung, die deine Leser*innen nicht ausschlagen dürfen. Er entscheidet, ob jemand bleibt oder weiterblättert. In der erotischen Literatur hat er eine zusätzliche Schwere, weil hier Spannung und Körperlichkeit von Anfang an mitschwingen. Der erste Atemzug einer Geschichte Stell dir vor: Ein stickiger Hörsaal im Hochsommer. Die Protagonistin, eine Studentin mit … Der erste Absatz in der erotischen Literatur weiterlesen

Intimacy – Wenn Erotik zur Seelenlandschaft wird

Patrice Chéreaus Film Intimacy (2001) gehört zu den Werken, die die Grenze zwischen Erotik, Kunst und persönlichem Drama neu ausgelotet haben. Seine Wucht verdankt der Film nicht zuletzt der literarischen Grundlage: Hanif Kureishis Kurzgeschichtensammlung Intimacy (1998), in der er von zerfallenden Beziehungen, sexueller Sehnsucht und der Fragilität menschlicher Nähe erzählt. Chéreau übernahm nicht einfach die … Intimacy – Wenn Erotik zur Seelenlandschaft wird weiterlesen

Der Trickster als Archetyp in der erotischen Literatur

Was ist der Trickster-Archetyp? Der Trickster ist ein faszinierender Archetyp, der durch die Weltliteratur wandelt. Er verkörpert das Chaos, das Unerwartete und die Transgression gesellschaftlicher Normen. Der Trickster bricht Regeln nicht aus Bosheit, sondern aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Er ist weder rein gut noch rein böse – er steht jenseits solcher moralischen Kategorien. In … Der Trickster als Archetyp in der erotischen Literatur weiterlesen