Scham als dramaturgisches Element in erotischer Literatur

In der erotischen und New-Adult-Literatur spielt Scham eine zentrale Rolle. Als Autor kannst du diese komplexe Emotion nutzen, um deinen Charakteren Tiefe zu verleihen und Spannung aufzubauen. Doch wie setzt du Scham überzeugend in Szene?

Die psychologische Dimension der Scham

Scham ist eine der intimsten Emotionen überhaupt. Sie entsteht, wenn wir uns in unserer Verletzlichkeit gesehen fühlen oder wenn wir befürchten, nicht den (vermeintlichen) Erwartungen zu entsprechen. In der erotischen Literatur kann Scham viele Auslöser haben:

  • Unsicherheit über den eigenen Körper
  • Mangelnde sexuelle Erfahrung
  • Unerwartete körperliche Reaktionen
  • “Verbotene” Fantasien oder Wünsche
  • Gesellschaftliche oder religiöse Tabus
  • Ungewollte Entblößung (physisch oder emotional)

Die Gedankenwelt der Protagonistin

Wenn deine Protagonistin Scham empfindet, kreisen ihre Gedanken oft um:

“Was werden die anderen von mir denken?”
“Ich sollte das nicht wollen.”
“Wenn jemand wüsste, wie unerfahren ich bin…”
“Mein Körper ist nicht gut genug.”
“Das ist so peinlich, ich will im Boden versinken.”

Diese Gedanken sind oft von Selbstzweifeln und dem Wunsch nach Unsichtbarkeit geprägt. Lass deine Protagonistin diese Gedanken in inneren Monologen ausdrücken.

Körperliche Manifestationen der Scham

Nach innen gerichtet

  • Gefühl von Hitze im Gesicht und Nacken
  • Beschleunigter Herzschlag
  • Flacher, schneller Atem
  • Angespannte Muskeln
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen
  • Übelkeit oder flaues Gefühl im Magen
  • Schwitzen
  • Zittern

Nach außen sichtbar

  • Errötete Haut (Gesicht, Hals, Dekolleté)
  • Gesenkter Blick
  • Zusammengesunkene Körperhaltung
  • Verschränkte Arme als Schutzgeste
  • Nervöses Spielen mit Haaren oder Kleidung
  • Leise, unsichere Stimme
  • Vermeidung von Augenkontakt
  • Fluchtimpuls

Dramaturgischer Einsatz von Scham

Als Konfliktquelle

Scham kann innere und äußere Konflikte antreiben. Eine Protagonistin, die sich ihrer Unerfahrenheit schämt, vermeidet vielleicht intime Situationen, obwohl sie sich nach Nähe sehnt.

Als Entwicklungskatalysator

Die Überwindung von Scham kann ein wichtiger Teil der Charakterentwicklung sein. Zeige, wie deine Protagonistin lernt, ihre “beschämenden” Aspekte zu akzeptieren.

Als Spannungselement

Nutze Scham, um Spannung aufzubauen. Die Angst vor Entdeckung oder Bloßstellung kann Szenen intensivieren.

Scham beim Leser vermitteln

Um Scham überzeugend zu vermitteln, nutze verschiedene Erzähltechniken:

  1. Körperempfindungen beschreiben
    “Die Hitze kroch ihren Nacken hinauf, breitete sich über ihre Wangen aus wie flüssiges Feuer.”
  2. Innere Monologe einsetzen
    “Wenn er jetzt ihre zitternden Hände bemerkte… Wenn er sah, wie unerfahren sie war…”
  3. Umgebungsdetails einbinden
    “Der Spiegel schien sie anzustarren, zeigte gnadenlos jede ihrer Unsicherheiten.”
  4. Zeitlupe in wichtigen Momenten
    “Die Sekunden dehnten sich endlos, während sie darauf wartete, dass die Erde sie verschluckte.”

Scham überwinden

Die Überwindung von Scham kann ein kraftvolles narratives Element sein. Zeige, wie deine Charaktere:

  • Lernen, sich selbst zu akzeptieren
  • Unterstützung durch andere erfahren
  • Ihre Verletzlichkeit als Stärke erkennen
  • Gesellschaftliche Normen hinterfragen
  • Sich von toxischer Scham befreien

Scham ist eine vielschichtige Emotion, die deiner Geschichte Tiefe verleihen kann. Nutze sie bewusst als dramaturgisches Element, aber achte darauf, sie nicht zu überstrapazieren. Die beste Wirkung erzielst du, wenn die Scham deiner Charaktere nachvollziehbar und überwindbar erscheint.

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