Der zunehmende Trend zu gemischtgeschlechtlichen Duschräumen an US-amerikanischen Colleges und Universitäten ist zu einem Diskussionsthema unter Studierenden geworden. Während die einen darin eine Maßnahme zur Integration sehen, sind andere der Meinung, dass dadurch die Privatsphäre und Sicherheitsbedenken vernachlässigt werden. Laut einer aktuellen Umfrage des National College Health Assessment haben 14 % der Colleges und Universitäten in den USA gemischte Duschräume. Diese Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen, da immer mehr Einrichtungen versuchen, ihre Infrastruktur inklusiver zu gestalten.
Argumente für und gegen gemischte Duschräume
Gemischte Duschräume an Colleges und Universitäten sind ein Thema, das die Studierenden stark bewegt. Gerade weil es dabei um intime Räume geht, in denen der eigene Körper sichtbar und verletzlich wird, sind die Meinungen gespalten.
Bedenken der Gegner
Die Gegner solcher Einrichtungen betonen vor allem den Schutz der Privatsphäre. Sie fürchten, dass der Zwang, den eigenen nackten oder halbnackten Körper in Gegenwart des anderen Geschlechts zeigen zu müssen, viele Studierende in eine Lage bringt, die sie als unangenehm, peinlich oder sogar als übergriffig empfinden. Besonders junge Menschen, die gerade erst beginnen, ein Verhältnis zum eigenen Körper zu entwickeln, fühlen sich in solchen Situationen oft unsicher. Die Angst, ungewollt Blicke auf sich zu ziehen oder den eigenen Körper unzureichend zu finden, kann zu Anspannung führen, die den eigentlich banalen Vorgang des Duschens zu einer emotional belastenden Erfahrung macht.
Auch kulturelle und religiöse Hintergründe spielen eine Rolle. Studierende aus Familien oder Gemeinschaften, in denen Nacktheit vor Fremden – insbesondere vor Angehörigen des anderen Geschlechts – strikt vermieden wird, erleben gemischte Duschräume als Zumutung. Sie fühlen sich gezwungen, sich entweder den Normen der Hochschule zu beugen oder die Einrichtungen gar nicht erst zu nutzen. Schließlich werden auch immer wieder Sicherheitsbedenken geäußert: Die Sorge, dass gemischtgeschlechtliche Duschräume den Raum für Grenzüberschreitungen und Übergriffe eröffnen könnten, ist bei manchen Studierenden präsent.
Argumente der Befürworter
Die Befürworter gemischter Duschräume sehen in ihnen ein Zeichen für Fortschritt und gelebte Inklusion. Für sie ist das gemeinsame Nutzen eines solchen Raumes Ausdruck von Gleichberechtigung und Respekt. Niemand werde hier zu etwas gezwungen – vielmehr solle es Normalität werden, dass alle Geschlechter dieselben Einrichtungen unter denselben Bedingungen nutzen dürfen. Gemischte Duschräume tragen in dieser Sicht dazu bei, überholte Tabus und künstliche Grenzen zu hinterfragen, die oft weniger mit Rücksichtnahme, sondern mehr mit veralteten Vorstellungen von Sitte und Anstand zu tun haben.
Viele Befürworter betonen auch den inklusiven Charakter solcher Lösungen. Gerade für nichtbinäre oder trans Studierende, die sich in traditionellen geschlechtsspezifischen Einrichtungen fehl am Platz fühlen, stellen gemischte Duschräume oft die erste Option dar, die niemanden ausschließt. Das gemeinsame Duschen wird als alltäglich und natürlich begriffen – ein Raum, in dem Körper einfach Körper sein dürfen, ohne sofort sexualisiert oder bewertet zu werden.
Lösungsansätze und ihre Grenzen
Einige Colleges haben versucht, Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre zu zerstreuen, indem sie einzelne Duschkabinen mit verschließbaren Türen installiert haben. Doch auch diese Maßnahmen sind nicht ohne Probleme. Gerade beim An- und Ausziehen oder beim Warten auf eine freie Kabine bleiben Momente, in denen sich Studierende nackt oder halbnackt ungeschützt fühlen. Junge Erwachsene sind oft besonders sensibel in Bezug auf ihren Körper und ihre Wirkung auf andere – eine Sensibilität, die in der Literatur des Genres New Adult oder ENF (embarrassed nude female) auf vielfältige Weise thematisiert werden kann.
Literarische Chancen: Verletzlichkeit und Sinnlichkeit
Junge Erwachsene machen sich Gedanken über ihren Körper und ihre Wirkung auf andere. Die Aussicht, intime Räume mit Personen des anderen Geschlechts zu teilen, verunsichert viele zusätzlich. Das Gefühl der Unbeholfenheit und Verlegenheit, das Studierende bei der Nutzung dieser Einrichtungen empfinden und das zu Verletzlichkeit führen kann, ist ein Thema, das auch uns Erotikautor:innen interessiert. In diesem Zusammenhang ist das Genre ENF populär geworden, in dem es um die Erfahrungen von Frauen geht, die sich vor Männern entblößen, und um die Gefühle der Verletzlichkeit, die dabei entstehen.
Autoren können erforschen, wie diese Entwicklung für ihre Leser greifbar gemacht werden kann, indem sie z.B. die Verletzlichkeit der Entblößung thematisieren. Aber auch unter dem Gesichtspunkt von Exhibitionismus und Voyeurismus bieten gemischtgeschlechtliche Duschräume Raum für literarische Experimente, für sinnliche Beschreibungen ebenso wie für erotische Konflikte.
Beispiel: Die erste Begegnung in der Gemeinschaftsdusche
Mia betrat den Duschraum. Noch hatte sie den weiten, alten Kapuzenpulli an, den sie schnell übergeworfen hatte, als sie aus ihrem Zimmer losging. Unter dem Pulli trug sie nur Slip und BH. Der Dampf schlug ihr entgegen, der Geruch nach Seife, Shampoo und warmem Wasser war überall. Sie blieb an der Bank stehen und sah sich um. Der Raum war groß, die Fliesen glänzten feucht. Mehrere junge Männer standen unter den Duschen, einer schob sich gerade das Haar aus der Stirn, das Wasser lief in schmalen Rinnen an seinem Körper hinab. Ganz hinten, im Halbschatten, erkannte sie auch zwei Frauen, die sich gerade seiferten.
Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Du wusstest, dass hier Männer und Frauen gemeinsam duschen. Stell dich nicht an. Dennoch zögerte sie. Ihr Blick huschte zu einem jungen Mann, der sie bemerkt hatte. Für einen Moment sahen sie einander an, dann wanderte sein Blick – flüchtig, aber deutlich – über ihren Körper, so weit der Pulli ihn erkennen ließ.
Mia spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie wandte sich zur Wand, zog hastig den Pulli aus. Der Stoff war vom feuchten Raumklima klamm. Ihr BH klebte bereits leicht an der Haut. Sie hängte den Pulli an den Haken, schob die Daumen unter den Bund ihres Slips. Noch ein kurzes Zögern – dann zog sie ihn rasch hinunter. Sie fühlte sich schutzlos, nackt. Die Luft im Raum war warm, aber ihr lief eine Gänsehaut über Rücken und Arme. Sie spürte die Blicke – oder bildete sie es sich ein? Sie wusste, dass der junge Mann wieder hinsah. Ihre Brustwarzen zogen sich zusammen, die Nässe des Raumes mischte sich mit dem leichten Schweißfilm auf ihrer Haut. Ich geh einfach schnell unter die Dusche. Einfach schnell unter das Wasser.
Sie ging hinüber, stellte sich unter einen der Strahler, spürte das heiße Wasser, das an ihr herablief – und mit ihm die Mischung aus Erleichterung und anhaltender Anspannung.
Beispiel2: Das Unbehagen beim Umziehen
Jonas stand vor dem Spind, das Handtuch nur lose um die Hüften geschlungen. Er war frisch geduscht, das Haar noch tropfnass, der Rücken feucht. Er wühlte in der Tasche, suchte nach der frischen Shorts. Seine Finger zitterten leicht, er wusste selbst nicht, warum. Vielleicht wegen der Wärme. Vielleicht auch wegen der Geräusche hinter sich: Schritte, das leise Rascheln von Stoff.
Er drehte sich ein Stück – ein Reflex. Eine junge Frau hatte gerade das Handtuch von ihrem Körper gelöst. Für den Moment, bevor sie sich abwandte, sah er sie deutlich: den feuchten Schimmer ihrer Haut, die nassen Haarsträhnen, die an ihren Brüsten und ihrem Bauch klebten. Ihre Hüften waren schmal, die Schamhaare dunkel und durch das Wasser glänzend. Der Blick war ungewollt, er wusste das, aber er hatte hingesehen. Nur einen Wimpernschlag lang. Doch sie bemerkte es.
Ihre Augen trafen seine, groß, überrascht, dann ein Anflug von Ärger – oder Scham? Sie drehte sich weg, die Arme dicht an den Körper gezogen, als könnte sie sich damit schützen. Jonas spürte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte. Verdammt, warum hast du hingesehen? Sie denkt jetzt, du bist ein Spanner. Er schluckte, wandte sich wieder dem Spind zu, aber das Bild war da – so klar, als stünde sie noch immer vor ihm. Seine Hände griffen endlich das Kleidungsstück, das er suchte. Doch seine Gedanken kreisten weiter um den Moment, in dem sie einander gesehen hatten, nackt, verletzlich, fremd und doch für einen Herzschlag lang so nah.
Sensible Räume, große Erzählmöglichkeiten
Der Reiz liegt im aufmerksamen Blick auf den einzigartigen Körper jedes Menschen und in der präzisen Schilderung von Körpern und Empfindungen: die kühle Berührung der Fliesen an nackten Füßen, das Spiel von Wasser, das den Körper herabrinnt, der Kontrast von heißem Wasser und der Luft auf nasser Haut, die Spannung in einem Blick oder einer Bewegung, die Unsicherheit der Gesten beim Bedecken des Körpers.
Literatur kann so die Unterschiedlichkeit von Körperformen sichtbar machen und in ihrer Würde und Schönheit feiern. Die Spannung entsteht dort, wo persönliche Grenzen auf soziale Erwartungen und körperliche Realität treffen.
Gemischtgeschlechtliche Duschräume werden zunehmend an amerikanischen Colleges und Universitäten eingerichtet. Sie fördern die Inklusion, werfen aber auch Fragen nach Privatsphäre, Sicherheit und kulturellen Normen auf. Für junge Erwachsene kann die Benutzung dieser Einrichtungen eine beängstigende Aufgabe sein, bei der sie sich ausgeliefert und verletzlich fühlen. Für Autorinnen und Autoren erotischer Literatur bieten gemischte Duschräume eine einzigartige Kulisse, um die Komplexität von Verletzlichkeit, Privatsphäre und Lust zu erforschen. Wir hoffen, dass dieser Blogbeitrag Ideen und Diskussionen darüber angeregt hat, wie man diesen aufkommenden Trend in zukünftigen Schreibprojekten aufgreifen kann.