Stell dir vor, du schreibst eine Geschichte, in der die Liebe nicht durch Berührungen, sondern durch Blicke über einen Bildschirm entfacht wird. Die Webcam wird zum Fenster der Sehnsucht, ein Portal, das zwei Menschen verbindet, die Meilen voneinander entfernt sind. Für junge AutorInnen erotischer Literatur bietet eine Fernbeziehung ein faszinierendes Spielfeld: Es ist die perfekte Bühne für Spannung, Verlangen und – wie jede gute Geschichte es braucht – Konflikt.
Szene 1: Der erste Kontakt
Das Setting: Ein kleines, unaufgeräumtes Zimmer, beleuchtet von einer Schreibtischlampe, deren warmes Licht Schatten auf die Wände wirft. Sie, Mitte zwanzig, mit zerzausten Haaren und einem alten Band-T-Shirt, sitzt vor ihrem Laptop. Ihre Augen funkeln neugierig, während sie nervös an einem Glas Wein nippt. Auf der anderen Seite des Bildschirms: Er, schlank, mit einem Dreitagebart und einem Lächeln, das gleichzeitig schüchtern und herausfordernd wirkt. Sein Hintergrund zeigt eine kahle Wand – vielleicht ein Hotelzimmer, vielleicht eine WG. Die Distanz zwischen ihnen ist spürbar, aber die Webcam überbrückt sie mit jedem Atemzug.
Sie beginnen mit Smalltalk, doch die Worte werden schnell persönlicher. „Was trägst du gerade unter deinem Shirt?“ fragt er, seine Stimme tief und rau. Sie lacht, hebt das Shirt leicht an, zeigt den Ansatz ihres Bauches – flach, mit einer feinen Linie Härchen, die nach unten führt. Psychologisch ist sie hin- und hergerissen: Sie will sich öffnen, aber die Unsicherheit nagt an ihr. Ist das sicher? Ist er echt? Er hingegen kämpft mit seiner Ungeduld – er will mehr sehen, mehr wissen, aber er spürt, dass er sie nicht drängen darf.
Tipp für AutorInnen: Fang mit den Details an – beschreibe die Textur der Kleidung, den Klang der Stimme, die kleinen Gesten. Lass die LeserInnen die Spannung zwischen Nähe und Distanz spüren. Nutze die Webcam als Symbol für Intimität und gleichzeitig als Barriere.
Szene 2: Der Sextalk
Ein paar Videoanrufe später wird es mutiger. Das Licht ist gedimmt, ihre Haut schimmert im Schein einer Kerze. Sie flüstert: „Sag mir, was du mit mir machen würdest, wenn du hier wärst.“ Seine Antwort ist präzise, ohne Zögern: „Ich würde meine Finger über deinen Hals gleiten lassen, bis zu deinen Brüsten, und dann langsam deinen BH aufhaken.“ Ihre Brüste sind klein, die Warzen dunkel und empfindlich – sie beschreibt sie ihm, ohne Scham, während sie das Shirt über ihren Kopf zieht. Er lehnt sich näher an die Kamera, sein Atem beschlägt das Mikrofon, als er sagt: „Ich will deinen Schoß sehen.“ Ihr Slip rutscht tiefer, enthüllt die weichen Rundungen ihrer Hüften und den schmalen Streifen Schamhaar, der sich zwischen ihren Schenkeln verliert.
Psychologisch ist das ein Tanz zwischen Kontrolle und Hingabe. Sie genießt die Macht, die sie über ihn hat, während er sich in seiner Hilflosigkeit windet, sie nicht berühren zu können. Die Worte werden zu ihren Händen, die Kamera zu ihren Augen.
Tipp für AutorInnen: Sei spezifisch, aber poetisch. Beschreibe Körperteile wie Landschaften – die Wölbung eines Rückens, die sanfte Mulde eines Schlüsselbeins. Vermeide plumpe Begriffe; stattdessen: „Ihre Haut glänzte wie polierter Marmor“ statt „Sie war nackt und heiß“. Lass die Dialoge atmen – sie sollen wie ein echtes Gespräch klingen, mit Pausen und Stottern.
Szene 3: Das langsame Entkleiden
Jetzt wird es visuell. Sie steht auf, dreht sich vor der Kamera, lässt ihren Slip zu Boden gleiten. Ihre Beine sind lang, die Innenseiten der Schenkel leicht gerötet vom Sitzen. Er zieht sein Hemd aus, enthüllt eine Brust, die von feinen Haaren bedeckt ist, und einen Bauch, der nicht perfekt trainiert, aber straff ist. Sein Penis, halb erigiert, zeigt sich, als er die Hose öffnet – eine natürliche Reaktion, beschrieben ohne Wertung, einfach als Teil des Moments. Sie lacht leise, als sie sich vorbeugt, ihre Brüste schwingen leicht, die Spitzen hart vor Erregung.
Die Webcam fängt jedes Detail ein, und genau das macht die Szene so elektrisierend – die Nähe, die doch keine ist. Sie sehen sich, sie hören sich, aber sie können sich nicht riechen, nicht schmecken. Das ist der Kern der erotischen Spannung.
Tipp für AutorInnen: Nutze die Sinne, die bleiben – Sehen und Hören. Beschreibe das Rascheln der Kleidung, das leise Keuchen. Lass die LeserInnen die Frustration der Distanz spüren – das ist dein Konflikt-Motor.
Der Konflikt: Hacker und die Gefahr
Doch jede gute Geschichte braucht Drama, und hier kommt die Gefahr ins Spiel. Stell dir vor, ein Hacker hat Zugriff auf ihre Webcam-Session bekommen. Vielleicht hat er die intimen Momente aufgezeichnet, vielleicht findet er später die Dateien auf ihrem Laptop. Die ProtagonistInnen ahnen nichts, bis eines Tages ein anonymer Link in ihrem Postfach auftaucht – ein Video, das sie in ihrer Verletzlichkeit zeigt. Die Scham, die Wut, die Angst explodieren. Sie fragt sich: „Wie konnte das passieren?“ Er fühlt sich schuldig: „Habe ich sie dazu gedrängt?“
Dramaturgisch kannst du das auf viele Weisen spielen: Wird das Video veröffentlicht, und sie müssen mit den Konsequenzen leben? Erpressung durch den Hacker als Plot-Twist? Oder finden sie selbst heraus, wer dahintersteckt, und rächen sich? Der Konflikt ist existenziell, weil er ihre Intimität, ihre Vertrautheit bedroht – das, was ihre Beziehung ausmacht.
Tipp für AutorInnen: Baue die Gefahr subtil ein – ein Schatten im Hintergrund, ein seltsames Geräusch aus dem Lautsprecher. Lass die LeserInnen ahnen, bevor die Figuren es tun. Konflikt ist kein schmückendes Beiwerk, sondern der Herzschlag deiner Geschichte. Ohne ihn bleibt sie flach.
Abschluss: Dramaturgische Möglichkeiten
- Variante 1: Die ProtagonistInnen überwinden die Distanz, treffen sich endlich – aber die aufgezeichnete Session hängt wie ein Damoklesschwert über ihnen.
- Variante 2: Der Hacker wird zur dritten Figur, ein Voyeur, der die Geschichte in eine dunklere Richtung lenkt.
- Variante 3: Sie nutzen die Gefahr, um ihre Beziehung zu stärken – die Bedrohung wird zum Katalysator für Mut und Hingabe.
Tipp für AutorInnen: Experimentiere mit Perspektiven. Schreibe eine Szene aus der Sicht des Hackers – was sieht er, was fühlt er? Oder wechsle zwischen ihren Gedanken, um die emotionale Tiefe zu zeigen. Beschreibe Körperteile und Akte ohne Zensur, aber mit Respekt – sie sind Werkzeuge der Erzählung, keine Tabus.
Writing Prompt
„Schreibe eine Szene, in der zwei Liebende, getrennt durch einen Ozean, sich zum ersten Mal vor der Webcam entkleiden. Ein unerwartetes Geräusch lässt einen von ihnen innehalten – war es nur der Wind, oder lauscht jemand mit? Beschreibe ihre Körper, ihre Worte und die wachsende Unsicherheit, ohne die Erotik zu brechen.“