Schamhaare

Wer unseren Blog (und unsere Bücher) kennt, weiß, dass wir Fans von graphischen und expliziten Beschreibungen sind. Unsere Aufgabe als Autoren ist es, beim Lesen Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Und die sollten im besten Fall lange hängenbleiben.

Gerade lese ich die Story “Shaved Bare” von Gale London. In ihr geht es um eine Enthaarungsparty, zu der sich die Protagonistin Paula hat überreden lassen. Vier Studentinnen wollen sich gleichzeitig ihrer Haare entledigen lassen. London macht das Offensichtliche: Sie beschreibt Länge, Dichte und Farbe der Schamhaare:

Paulas Augen wanderten schnell von einem Mädchen zum anderen.
Angie hatte eine dichte Matte aus dunkelbraunem Haar, das in der allgemeinen Form eines Dreiecks getrimmt war, nicht allzu unähnlich zu Paula selbst.
Lisas blonder Busch war lang und lockig, aber nicht besonders dicht, und sie hatte sich offensichtlich schon lange nicht mehr gestutzt, denn er hinterließ eine fast unsichtbare goldene Spur, die bis zu ihrem Bauchnabel reichte und sich horizontal ausbreitete.
Vivians leuchtend roter Busch jedoch war der absolute Hammer. Er war außergewöhnlich dicht, mit dicken Locken, die jedes Anzeichen ihrer Haut oder die Form ihrer Muschi vollständig verdeckten, und breitete sich in alle Richtungen aus, auch auf ihren Oberschenkeln. Als hätte sie es nicht ein einziges Mal in ihrem Leben getrimmt.

Gale London: Shaved Bare

Dabei fällt auf, dass London mit den offensichtlichsten Unterschieden spielt, um ihre Protagonisten von einander abzugrenzen: Deren Haare sind dunkelbraun, blond und rot. Genau in diesem Grobraster wird dann auch die Haarlänge beschrieben: Getrimmt, mittellang und üppig.

Daneben fällt mir auf, dass London bei ihren Beschreibungen in die einfachste, aber auch langweiligste Form verfällt. “Angie hatte…”, “Lisas Busch war…”, “Vivians Busch war…”. Sandra hat an anderer Stelle schon einmal darauf hingewiesen:

Dinge in Bewegung zu zeigen, ist in der Literatur fast immer sinnvoller, als statische Bilder zu vermitteln. Wer sich zu dem Thema noch keine Gedanken gemacht hat, dem sei das Laokoon von Gotthold Ephraim Lessing empfohlen – ein ganzes Büchlein, das versucht zu ergründen, warum statische Beschreibungen in der Literatur einfach nicht funktionieren – und wie man Bewegung in die Dinge bringen kann.

Schöner wäre es gewesen zu sehen, wie die verschieden Schamhaare langsam entblößt werden, wie sie ins Blickfeld kommen, wie die Protagonistinnen mit der Blöße umgehen, wie ihre Hände ihre Scham zu schützen versuchen oder sie – je nach Temperament – mit gespreizten Beinen präsentieren. So hätten dann auch Emotionen ins Spiel kommen können – ein wichtiger Baustein jeder Geschichte.

Hier ein Auszug aus “Der Heiße Stuhl” von Sandra. Auch hier geht es darum, dass eine junge Frau ihr Schamhaar vor einer Gruppe gleichaltriger Frauen präsentieren soll:

Ich kann diesen letzten, den intimsten Augenblick nicht länger hinauszögern. Der Stoff rutscht über mein weiches Schamhaar und gibt schließlich die Vulva frei.
In meinem Unterleib rumort es. Ich will mir nicht vorstellen, wie meine Schamlippen sich aufplustern und ihren Farbton verändern. Ich will es nicht und tue es trotzdem, weil ich spüre, wie meine Lippen pochen.

Sandra Manther: Der Heiße Stuhl

Etwas später kommt auch hier die Frage nach der zukünftigen Form des Schamhaars auf:

„Ich befreie erst mal deine Schamlippen von dem Gras hier“, sagt Nele und schaut mich von unten herauf an. „Das scheint mir am wichtigsten. Du kannst dir ja inzwischen überlegen, wie es auf dem Hügel aussehen soll. Bikini Line? Brazilian Cut? Hollywood? Oder doch lieber Freestyle – vielleicht ein Herz oder Blitz?“

Sandra Manther: Der Heiße Stuhl

Wobei die Protagonistin Nina selbst mit der Frage hoffnungslos überfordert ist, weil sie nicht weiß, dass “Hollywood” als Umschreibung für den völligen Kahlschlag benutzt wird. Einge Waxing-Studios entfernen auch beim “Brazilian Cut” alle Haare, während andere einen kleinen Landestreifen stehen lassen. Deswegen ist es gut, sich im Vorfeld darauf zu einigen, was genau alles entfernt werden soll. Hier nur die Schlagworte zu verwenden, um damit wissend zu erscheinen, kann nach hinten losgehen. Das Thema “Freestyle” klärt Nele zum Glück gleich selbst auf, wobei auch der Kreis und das Dreieck ziemlich häufig genutzte Formen fürs Resthaar auf dem Venushügel sind.

Bleibt noch das Thema “Konsistenz” der Haare, die sich von seidig weich bis drahtig anfühlen können. Kurz nach der Rasur nachgewachsen wirken sie eher kratzig oder sogar spitz wie Nadeln. Hier unverbrauchte Bilder zu finden, dürfte eine Herausforderung sein. Aber der Versuch lohnt sich.

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