Das Schattendasein des Bauchnabels

Bis zum Aufkommen des Bikinis war das Zeigen des Bauchnabels für Frauen der westlichen Welt tabu. In Hollywood regelte der “Hays Code” von 1934, dass in Filmen kein Nabel zu sehen sein dürfe. Und selbst heute noch bekommen manche Väter Ausschlag, wenn ihre pubertierenden Töchter bauchfrei zur Schule gehen wollen.

Wie alle Körperteile, die lange Zeit nicht gezeigt werden durften, bekam auch der Bauchnabel dadurch eine erotische Aura, die wenig mit seiner eigentlichen Funktion als Dünndarmfortsatz zu tun hat. Der Nabel ist zum “Hingucker” geworden.

Um so erstaunlicher, dass sich selbst in erotischen Geschichten, in denen die Autorinnen sich die Mühe geben, näher auf das Aussehen ihrer Protagonisten einzugehen, so gut wie nie eine plastische Beschreibung eines Nabels findet.

Dabei gibt es eine Vielzahl von Formen – und manche Menschen behaupten sogar, dass dessen Aussehen eine Menge über die Person sagt.

Innie oder Outie

Damit das Ungeborene im Bauch der Mutter mit Nährstoffen versorgt werden kann, verbindet eine Nabelschnur Mutter und Kind. Die Nabelschnur ist dabei nichts anderes als ein Fortsatz des Dünndarms des Kindes. Ob ein Bauchnabel nach innen oder nach außen gestülpt ist, hängt von der Technik ab, mit der der Arzt nach der Geburt diese Nabelschnur durchtrennt. Der Nabel ist also nichts anderes als die Narbe, die bleibt, wenn die Verbindung zwischen Mutter und Kind endgültig gekappt wird.

Omphalomantie – das Lesen des Bauchnabel

Wer sich mit den unterschiedlichen Formen des Bauchnabels beschäftigt, landet früher oder später auch bei der Omphalomantie – der Lehre vom Zusammenhang zwischen dem Charakter und der Form eines Nabels. Auch wenn man diese Lehre in den Bereich der Esoterik ansiedeln kann, haben sich die Leute doch eindeutig die Mühe gemacht, genauer hinzusehen. Und das ist für uns Autoren allemal hilfreich.

Sie unterscheiden sieben Formen:

  1. Lang und schmal
  2. Rund
  3. Oval
  4. Halbmond
  5. Sanduhr
  6. Gewölbt
  7. Schleifenform

Bildmaterial zur Illustration hat zum Beispiel die Zeitschrift “Brigitte” zusammengestellt. Dort gibt es dann auch die entsprechenden Hinweise auf die Charaktereigenschaften, die sich mit den einzelnen Formen verbinden: https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/omphalomantie–das-sagt-dein-bauchnabel-ueber-deinen-charakter-11489846.html

Andere Formen des Bauchnabels

Während die Omphalomantie sich vor allem mit der Form des äußeren Randes des Nabels beschäftigt, gibt es auch ein paar klassische Beschreibungen für die Narbe selbst. Am häufigsten sind hierbei die T-Form, C-Form und U-Form. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, sei hier auf folgenden Artikel mit seiner kleinen Bildergalerie verwiesen:
https://www.heimgourmet.com/artikel-slideshow-4053-2-was-sagt-die-form-deines-bauchnabels-uber-deine-gesundheit-aus.htm

In Zeiten der plastischen Chirurgie hat sich vor allem der mandelförmige Nabel als Schönheitsideal durchgesetzt. Die Heimgourmet-Redaktion (s.o.) beschreibt ihn so: “Der mandelförmige Bauchnabel zeichnet sich dadurch aus, dass man den ‘Boden’ sehen kann, ohne dass dieser mit den Wänden verbunden oder versunken ist. Dieser Nabel ist normalerweise relativ flach und man sieht feine Linien in ihm.”

Einen Bauchnabel beschreiben

Zu den wenigen Autorinnen, die sehr detailliert die Körper ihrer Protagonistinnen beschreiben, gehört Nadezhda Sarankhova. Als ich ihren Kurzroman “Mistress Pepper’s Slutty Slut Show” las, fiel mir zum ersten Mal bewusst auf, wie selten ich bisher überhaupt eine Beschreibung eines Bauchnabels gelesen habe.

In ihrem Roman beschreibt sie die Initiation einer jungen Studentin in eine Sorority. Zu diesem Initiationsprozess gehört auch eine eingehende Körperinspektion:

Ich kann ihren Nabel sehen. Er ist ein “Innie”, aber mit einer kleinen Erhebung an seinem Rand. Er ist leicht nach innen gewölbt mit einer sanften Mulde, die aussieht, als bestände ihr Boden aus lauter kleinen Falten. Er ist eigentlich irgendwie niedlich.

Das Gefühl im Bauchnabel

Zahlreiche Nerven enden an der Innenseite des Bauchnabels. Dadurch ist er einigermaßen empfindlich bei Berührungen, sei es durch einen Finger oder eine Zunge. Das Mindeste, was man sagen kann, ist, dass er dadurch zu den erogenen Zonen gehört und besondere Beachtung beim Liebesspiel verdient.

Berühmt geworden ist die Brausepulver-Szene in Günter Grass‘ Roman “Die Blechtrommel“. Der Protagonist Oskar Matzerath hat sich in eine Angestellte seines Vaters verliebt. Sie verbringen einen Tag am Strand und experimentieren dabei auch mit einem Tütchen Brausepulver. Maria schüttet ein wenig vom Pulver in ihre hohle Hand, dann bittet sie Oskar, ihr aufs Pulver zu spucken: Es beginnt in ihrer Hand zu sprudeln und sie leckt diese ab. Als Oskar das erste Mal bei Maria schläft, wiederholt er dieses Spiel:

Maria nahm das Brausepulver liegend zu sich. Da sie, sobald das Pulver aufbrauste, mit den Beinen zu zucken und zu strampeln pflegte, rutschte ihr das Nachthemd oftmals schon nach dem ersten Gefühl bis zu den Schenkeln hoch. Beim zweiten Aufbrausen gelang es dem Hemd zumeist, über den Bauch kletternd sich vor ihren Brüsten zu rollen. Spontan, ohne die Möglichkeit vorher, Goethe oder Rasputin lesend, in Betracht gezogen zu haben, schüttete ich Maria, nachdem ich ihr wochenlang die linke Hand gefüllt hatte, den Rest eines Himbeerbrausepulvertütchens in die Bauchnabelkuhle, ließ meinen Speichel dazufließen, bevor sie protestieren konnte, und als es in dem Krater zu kochen anfing, verlor Maria alle für einen Protest nötigen Argumente: denn der kochend brausende Bauchnabel hatte der hohlen Hand viel voraus. Es war zwar dasselbe Brausepulver, mein Speichel blieb mein Speichel, auch war das Gefühl nicht anders, nur stärker, viel stärker. So übersteigert trat das Gefühl auf, dass Maria es kaum noch aushalten konnte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert