Eigentlich wollte ich schon lange einmal etwas über verschiedene Fußformen schreiben. Irgendwie fand ich das dann aber auch wieder vollkommen unwichtig. Wen interessiert schon, ob er einen keltischen, einen griechischen oder einen ägyptischen Fuß hat?
Bis ich auf den Roman “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” von John Green stieß. Hazel, die Protagonistin, hat Krebs, Schilddrüsenkrebs, der mittlerweile auch die Lunge angegriffen hat. An ihrem Halbjahres-Geburtstag zieht sie mit ihrer Freundin Kaitlyn durch das örtliche Einkaufszentrum. Ich zitiere hier einmal die entscheidende Passage, die mich zum Umdenken bewegt hat:
Wir gingen in einen Schuhladen. Als wir uns umsahen, suchte Kaitlyn lauter Peeptoe-Ballerinas für mich raus und sagte: “Die würden süß an dir aussehen”, was mich daran erinnerte, dass Kaitlyn niemals Peeptoes trug, weil sie fand, dass ihr zweiter Zeh zu lang war, und deswegen ihre Füße hasste, als wäre ihr zweiter Zeh das Fenster zu ihrer verunstalteten Seele oder so was. Als ich ihr ein paar Sandalenn zeigte, die gut zu ihrem Teint gepasst hätten, antwortete sie prompt: “Ja, aber …”, wobei das aber stellvertretend stand für aber darin sieht man meinen hässlichen zweiten Zeh.
John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Als ich die Stelle zum ersten Mal las, dachte ich: Verdammt, man kann wirklich unter allem leiden. Und ich meine das nicht abwertend. Kaitlyn hat das, was man einen griechischen Fuß nennt. Jeder dritte Europäer hat so eine Fußform. Aber manche Menschen orientieren sich an einer Norm, die es in dieser Form gar nicht gibt. Und leiden dementsprechend an etwas, was sie für nicht normal halten.
Am häufigsten ist wahrscheinlich der ägyptische Fuß, bei der der große Zeh am weitesten nach vorn ragt, während die folgenden Zehen immer ein klein wenig kürzer sind.
Der griechische Fuß hat einen langen zweiten Zeh, während die weiteren Zehen nach außen hin eine Art Treppe bilden. Sind vierter und kleiner Zeh auch etwa gleich lang, spricht man von einem keltischen Fuß, einer Form, die vor allem in Nordeuropa noch häufig anzutreffen ist.
Daneben gibt es noch die römische Fußform, bei der der große und die beiden folgenden Zehen gleich lang sind.
Und dann gibt es noch den germanischen Fuß, von einigen auch als Bauernfuß oder einfach als Quadrat-Fuß bezeichnet. Hier sind alle Zehen mehr oder weniger gleich lang.
Wenn wir uns die Füße, denen wir gerade im Sommer wieder vermehrt begegnen, einmal auf diese Passformen hin anschauen, werden wir merken, dass sich mittlerweile die Formen selten in ihrem Ideal zeigen, sondern wie so ziemlich alles im Leben durcheinander gemendelt haben. Was bedeutet das? So ziemlich alles ist möglich, aber kaum zwei Menschen haben wirklich die gleichen Füße.
Denn zu der Länge der Zehen kommt die Frage nach der Pflege, danach, wie knochig oder fleischig sie sind, wie sehnig und so weiter. Wie unsere ganze Einstellung zu unserem Körper ist auch die Frage nach dem Verhältnis zu unseren Füßen stark emotional besetzt. John Green hat das in seinem Roman auf schöne Art gezeigt.