Marc Manther: Das Jagdschloss

Cover Marc Manther: Das Jagdschloss

“Das Jagdschloss” ist unser erster Band, der sowohl auf Deutsch, Englisch als auch Französisch erhätlich ist. Da ist es vielleicht ganz passend, dass er im Elsass spielt – also in jener Region Frankreichs, die von der Zweisprachigkeit noch heute geprägt ist. Außerdem spielt die Sprachverstädigung in meiner kleine Geschichte eine wesentliche Rolle.

Überhaupt sind unsere Geschichten stark geprägt von der französischen erotischen Literatur. Das merkt man auch dem “Jagdschloss” an, das nicht zuletzt durch Pauline Reages “Geschichte der O.” inspiriert und mit Roissy im Hinterkopf entstanden ist. Diesmal also ein Hauch Gothic, eine – nach “Svetlana” fast üblichen – Portion BDSM, und natürlich eine kleinen Liebesgeschichte. Eine Story um Voyeuristen und Exhibitionisten. Der Plot beginnt nahezu klassisch, aber ich denke, ich habe die Geschichte in eine ganz eigene Richtung gedreht. Aber lest selbst.

Darum geht es:

Ein erstes Date zwischen Ben und Nina führt sie ins Nordelsass. Doch auf der Rückfahrt vom Restaurant macht der Wagen Probleme und verreckt mitten im Wald, fernab der Zivilisation. Zum Glück entdecken sie zwischen den Bäumen Lichter und kommen so zu einem alten Jagdschloss.
Ben spricht kein Französisch, aber Nina erhält die Möglichkeit, sich ein wenig frisch zu machen, bevor sie wieder gehen. Sie verschwindet. Irgendwann macht sich Ben auf die Suche nach ihr. Und muss feststellen, dass sie in einer Art Privatclub geraten sind. Sämtliche Zimmer sind mit venezianischen Spiegeln ausgestattet, die er von den Gängen aus einsehen kann, die Salons ebenso wie die Badezimmer. Er sieht, wie Frauen gezüchtigt werden und alte Herren in intimes Liebesspiel mit jungen Damen vertieft sind.
Schließlich findet er auch Nina wieder. Er beobachtet sie beim Duschen und später bei einer intimen Massage, die sie zum Höhepunkt bringt. Doch es dauert, bis er durch das Wirrwarr an Gängen zu ihr findet. Sie dürfen über Nacht bleiben. Aber natürlich hängen auch in ihrem Zimmer an allen Wänden Spiegel.

Leseprobe:

Kurz vor Mitternacht fing der Motor des Renault an zu stottern, setzte aus und ließ sich nicht mehr starten. Sie waren mit Ninas Auto unterwegs und hatten sich hoffnungslos verirrt. Natürlich gab es in ihrem Auto kein Navigationsgerät. Es besaß ja nicht einmal ein funktionierendes Radio.
Nina drehte den Zündschlüssel und versuchte, den Wagen wieder in Gang zu bringen. Ohne Erfolg. Ben, der neben ihr saß, achtete kaum auf das, was sie tat. Selbst mit leicht zusammengekniffenen Augen und einem harten Zug um ihren Mundwinkel fand er sie wunderschön. Das gebräunte Gesicht ließ ihre blonden Haare noch heller wirken. Auch faszinierte ihn ihre kleine Stupsnase.
Die Straße, auf der sie festsaßen, was schmal und hatte nicht einmal einen Mittelstreifen. Sie befanden sich im Pfälzerwald. Im französischen Teil, irgendwo im Nordelsass. Ben erinnerte sich nicht, wann sie das letzte Mal eine Ortschaft durchfahren hatten.
Auch war wenig hilfreich, dass er kein Französisch sprach.
In dem grenznahen Restaurant, in dem sie zu Abend gegessen hatten, war das kein Problem gewesen. Die Speisekarte war zweisprachig und auch der Kellner, der sie bediente, konnte Deutsch.
Nach dem Essen standen sie eine Weile unschlüssig vor dem Lokal. Ben hatte keine Lust, schon nach Hause zurückzufahren, zögerte jedoch, dies Nina zu gestehen. Es war ihr erstes Date und er war noch unsicher bezüglich ihrer Gefühle für ihn.
„Ist eigentlich noch zu früh, um gleich wieder umzukehren“, ergriff Nina glücklicherweise die Initiative. „Wenn du willst, fahren wir noch ein bisschen am Fluss entlang und schauen, ob wir eine ein gemütliches Plätzchen am Wasser finden. Ich habe im Kofferraum einen Indiacaball. Wir könnten den Sommerabend mit einer Runde Indiaca beenden.“
Er hätte den Teufel getan, die Chance, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, auszuschlagen.
Zumal er schon früh am Abend festgestellt hatte, dass sie keinen BH trug. Die Vorstellung, mit ihr ein wenig Sport zu treiben und zu erleben, wie ihre Brüste in der weißen Stretchbluse in ständiger Bewegung blieben, erregte ihn. Die Tatsache, dass die obersten Knöpfe der Bluse offen standen, fachten seine Phantasie zusätzlich an. Vielleicht würde er an diesem Abend mehr von ihr zu sehen bekommen, als er sich von diesem ersten Date erhofft hatte.
Sie mussten allerdings eine ganze Weile suchen, bis sie an einer Flussbiegung eine frei zugängliche Wiese fanden. Nina stellte den Renault am Straßenrand ab. Aus dem Kofferraum holte sie ein paar Sneakers. Sie setzte sich seitlich auf den Fahrersitz, um ihre Pumps auszuziehen.
Ben war ausgestiegen und um den Wagen herumgekommen. Während sie sich vorbeugte, um die Schuhe zu wechseln, warf er einen flüchtigen Blick in ihre Bluse. Und ihm gefiel, was er dort sah. Ihre Brüste standen spitz ab, handtellergroß und sonnengebräunt. Himbeerrote Vorhöfe, nicht größer als eine Daumenspitze, thronten in ihrer Mitte.
Nina schaute ihn fragend an, lächelte dann aber. Wenn sie seinen neugierigen Blick bemerkt hatte, schien es sie nicht zu stören.
Sie hatte sich ihrer Pumps entledigt und griff nach den Sneakers. Kurz fragte sich Ben, wie sie mit den Schuhen überhaupt hatte Auto fahren können. Aber offensichtlich besaß sie Übung in solchen Dingen.
Auch ihre Füße gefielen ihm. Sie streckte ihren Spann, um in den Turnschuh hineinzugleiten. Glatt, leicht gebräunt, schlank, mit einem dezenten, naturfarbenen Nagellack an den Zehennägeln. Vielleicht würde er sie nach dem Spiel zu einer Fußmassage überreden können.
Kurzerhand streifte er auch seine Schuhe ab. Für den Restaurantbesuch hatte er seine schwarzen Businessschuhe angezogen, die ihm beim Sport nur hinderlich wären. Er entledigte sich der Socken und wackelte mit den Zehen. Das Gras unter seinen Füßen war noch warm von der Sommersonne.
Es dauerte eine Weile, bis er die Technik beim Indiaca raus hatte und die Ballwechsel länger wurden. Er hatte nicht gedacht, dass dies ein derart dynamisches Spiel sei. Anfangs achtete er noch mehr auf das, was sich unter Ninas Bluse abspielte. Leider waren ihre Brüste zu fest, um stark zu wippen. Aber ihm gefiel, wie sich das elastische Gewebe um ihre Rundungen presste, wenn sie einen Aufschlag machte oder mit dem Arm weit ausholte. Je länger sie sich den Indiacaball zudreschten, desto stärker konzentrierte er sich auf seine Technik. Und desto mehr Spaß machte es ihm.
Sie fingen an zu schwitzen. Das sah bei Nina besonders reizvoll aus, weil ihre gebräunte Haut einen goldenen Schimmer bekam. Und weil ihre Bluse begann, am Körper zu kleben und zunehmend durchsichtiger zu werden. Ihre Nippel, die er vorhin als leichte Erhebungen inmitten der Vorhöfe wahrgenommen hatte, zeichneten sich inzwischen deutlich unter dem elastischen Stoff ab. Ihre Höfe bildeten nette, unübersehbare Farbtupfer.
Nina schien das in keiner Weise peinlich zu sein. Sie gab sich ganz dem Spiel hin und lachte die meiste Zeit. Ben wertete das als gutes Zeichen. Prüde war sie jedenfalls nicht.
Allerdings änderte sich seine Beurteilung, als ein Spaziergänger mit seinem Hund den Weg am Fluss entlang kam. Als dieser grüßend die Hand hob, winkte Nina fröhlich zurück. Offensichtlich war es ihr kein bisschen unangenehm, auch vor Unbekannten derart offenherzig aufzutreten. Missgelaunt sah Ben, wie der Fremde Nina taxierte. Er spürte Eifersucht in sich hochkochen.
„Er gafft dich ganz schön an“, sagte er.
„Er ist doch nur freundlich“, entgegnete sie.
„Merkst du nicht, wie er deinen Busen anstarrt?“
„Tust du doch auch.“ Sie grinste. „Ihm gefällt, was er sieht. Ich nehme das als Kompliment.“
Irgendwie hatte er gehofft, Nina hätte sich für ihn so angezogen. Jetzt aber beschlich ihn das Gefühl, sie mochte es einfach, von Männern angesehen zu werden.
Sie brachen das Spiel kurz darauf ab und gingen zurück zum Auto. Zunächst schien Nina seine Enttäuschung nicht zu bemerken. Aber es wollte kein rechtes Gespräch mehr aufkommen.
Und dann, nachdem die Dunkelheit sich über das Waldgebiet gesenkt hatte, blieb der Wagen mitten im Nirgendwo liegen.
Genervt stieg Ben aus und machte sich auf den Weg in die Richtung, in die sie gefahren waren. Irgendwo musste diese Straße ja hinführen.
Das einzige Licht, das er zur Verfügung hatte, stammte vom Mond, der als Sichel am nachtblauen Himmel stand. Etwas flog an ihm vorbei. Als es sich in die Luft erhob, meinte er im fahlen Licht eine Fledermaus zu erkennen. Irgendwo in der Ferne klopfte sich ein Specht eine späte Mahlzeit aus dem Holz. Im Unterholz knackte es leise.
Er war nicht weit gekommen, als er hinter sich die Wagentür zuknallen hörte.
„Du willst mich doch nicht ernsthaft hier im Auto allein lassen?“, rief Nina.
Er zuckte mit den Schultern, rechnete aber nicht damit, dass sie dies sehen könne. Er hatte sein Verhalten für ritterlich gehalten und merkte nun, dass es besser gewesen wäre, sich mit ihr abzusprechen. Bei genauerer Betrachtung war sein Handeln sogar ausgesprochen dämlich. Denn selbst wenn er einen Einheimischen träfe, wie sollten sie sich verständigen?
„Kommst du mit?“, rief er zurück.
„Sicher, du Idiot!“
Sie kam im Mondlicht auf ihn zu und er fand sie schön. Ihr langes blondes Haar schien zu schimmern. Die weiße Bluse und die helle Hose hoben sich gegen den dunklen Hintergrund des Waldes ab.
Es war kühl geworden. Unweigerlich stellte er sich vor, wie ihre Nippel auf die hereinbrechende Nacht reagierten. Ninas Bluse klebte zwar nicht mehr am Körper, war aber auch noch nicht ganz getrocknet. Ihre Brüste zeichneten sich gut sichtbar unter dem dünnen Stoff ab.
Sie gingen schweigend nebeneinander her. Ben hätte sie gern in den Arm genommen. Zu ihrer Linken fiel der Wald ab. Aus dem Tal hörten sie jetzt das leise Plätschern eines Waldbachs. Rechts stieg er einen Hügel an. Dort sahen sie schließlich Licht zwischen den Bäumen hindurchschimmern. Wenig später entdeckten sie eine Zufahrtsstraße und folgten ihr.
Sie befanden sich unterhalb einer Anhöhe, auf der ein altes Jagdschloss stand. Die Fenster des Schlosses waren trotz der Uhrzeit noch hell erleuchtet. So machte Ben sich gewisse Hoffnungen, dort Hilfe zu bekommen. Zumindest würde es ein Festnetztelefon geben.

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