Bei meiner Recherche zum Thema Hauttöne/Hautfarben stieß ich auf das ambitionierte Humanae-Projekt der spanischen Künstlerin Angelica Dass. Sie hat sich vorgenommen, einen Katalog von Hauttönen zusammenzustellen, der auf der Pantone-Klassifikation basiert.
Das Pantone Matching System ist der Name eines international verbreiteten Farbsystems, das hauptsächlich in der Grafik- und Druckindustrie eingesetzt wird. Zum besseren Austausch verschiedener Beteiligter ordnet das System den Farben Bezeichnungen in Form von Nummern zu.
Angelica Dass fotografiert den Kopf und die nackten Schultern von Leuten vor weißem Hintergrund. Durch die Nacktheit wird der soziokulturelle Hintergrund der Fotografierten zweitrangig. Ganz bewusst hat sie für ihre Datenbank, die inzwischen weit über 2500 Fotos umfasst, Menschen aller Religionen und Nationalitäten und um die Erlaubnis gefragt, sie ablichten zu dürfen. Sie hat “Taube und Blinde fotografiert, in Rio Leute in Favelas, in Chicago Multimillionäre”, erzählt sie.
Wodurch diese Bilder einzigartig werden: Angelica Dass färbt für die Veröffentlichung der Bilder den ursprünglich weißen Hintergrund der Fotos in dem Farbton, den sie von der Nase ihrer Modelle abnimmt. Die Idee dahinter ist, dass die Nase ihre Farbe am schnellsten ändert – unter Sonneneinstrahlung, im Wechsel der Jahreszeiten, durch Grippe oder Alkoholeinfluss. Das ist durchaus als politisches Statement zu verstehen: Der Mensch ändert seine Farbe ständig. Warum ihn also nach seiner Farbe einkästeln? Diesen Farbton protokolliert sie abschießend unter dem Foto – in der Pantone-Klassifikation.
Spannend dabei ist, dass auf diese Art Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen dieselbe Pantone-Kennung erhalten. Angelica Dass berichtet in einem Interview, das sie dem Spiegel gegeben hat, es könne vorkommen, dass ein Afroamerikaner und ein Inder den gleichen Hautton besäßen.
Für Autoren ist diese Datenbank ein ideales Übungsfeld. Ich arbeite ja bereits seit einiger Zeit an der Liste der Hauttöne, in der ich Beschreibungen aus der Literatur sammle und ihnen die genannte Hautfarbe gegenüberstelle. Auf diese Art versuche ich eine Basissammlung von Namen für verschiedene Hauttöne zusammenzustellen.
Der zweite Schritt ist nun natürlich, diese Beschreibungen am konkreten Objekt umzusetzen. Und für diesen Zweck ist das Humanae-Projekt von Angelica Dass extrem hilfreich. Ihr findet es bei Tumblr unter der Adresse: humanae.tumblr.com/. Mehr über das Projekt auch auf der Homepage von Angelica: angelicadass.com/humanae-work-in-progress/.
Wer ein Tool braucht, um die Pantone-Farben in RGB oder Hex-Werte umzuwandeln, um diese z.B. mit meiner Hautton-Liste abzugleichen, kann dazu z.B. den kostenlosen Color Cop nutzen. Ähnlich Photoshop kann man mit diesem Tool schnell eine Farbe via Pipette aufnehmen und erhält dann den Farbwert als RGB oder Hex-Wert angezeigt.
Wer den umgekehrten Weg gehen will, für den gibt es ebenfalls ein Tool. Mit dem Farbumrechner von ngin.de lassen sich CMYK-Prozessfarben in die entsprechende Pantone-Farben umwandeln. So lässt sich schauen, ob es zu den Beschreibungen bestimmter Farbtypen z.B. Porträts von Angelica Dass gibt.