Hauttöne beschreiben – Der Herbsttyp

Hauttöne beschreiben 3Heute will ich mich an den Herbsttyp heranwagen. Ich habe lange recherchiert, um den Unterschied zum Frühlingstyp in Bezug auf den Hautton zu definieren. Geholfen hat mir dabei das, was ich beim letzten Mal über die Untertöne herausgefunden habe:

Denn typisch für alle Herbsttypen, so unterschiedlich sie insgesamt auch aussehen mögen, ist der goldene , warme Unterton der Haut. Darin unterscheiden sie sich z.B. vom Frühlingstypen, dessen Untertöne eher ins bläuliche gehen. Ansonsten ist die Haut des Herbsttyps oft blass, hellrosafarben oder bronzefarben, je nach Sonneneinstrahlung. Beim Herbsttyp mit Sommersprossen, der in der Regel nur schwer braun wird, ist der Unterton eher weiß-rosa.

Der Herbsttyp in der Literatur

Alle drei hatten wir die blasse Haut, das rotblonde Haar, die dicken Sommersprossen, die grünen Augen und die etwas zu große Nase unserer Mutter, deren Vorfahren angeblich Iren oder Schotten waren, so genau hat sich Vater da nie festgelegt.

(aus: Tom Finnek: Unter der Asche)

Stilistisch eher einfach gestrickt mit Hilfsverb und Reihung, aufgebrochen lediglich durch den Hinweis auf die Herkunft, wie wir das ja auch schon bei anderen Beschreibungen gesehen haben. Ich habe es hier noch mal aufgenommen, weil es den Herbsttyp in seiner Gesamtheit gut beschreibt.

Ihre Lippen hatten eine natürliche Rosenfarbe, ihre Zähne glänzten Perlweiß. Wenn sie sprach, leuchteten ihre Augen. Langsam ließ er seine Blicke über ihren Körper wandern. Alles an ihr strahlte. Sogar ihre Haut. Im Unterschied zu den meisten Rothaarigen war ihre Haut leicht gebräunt und schimmerte. Ein paar winzige goldene Sommersprossen waren über ihren schmalen Nasenrücken gesprenkelt, wie Sternenstaub.

(aus: Sandra Paul: Hallo Engel!)

Der gehäufte Gebrauch von Hilfsverben fällt negativ auf. Insgesamt aber gelingt ihr eine schöne, warmherzige Beschreibung. Besonders gefiel mir: “Alles an ihr strahlte. Sogar ihre Haut.” Sandra Paul leitet hier vom Charakter aufs Äußere. Ich hatte, glaube ich, bereits an anderer Stelle beschrieben, wie Metaphern immer über sich selbst hinausweisen und eben nicht nur eine Hautfarbe veranschaulichen, sondern zugleich auch etwas über die Menschen sagen. Hier bei diesem Beispiel wird das sehr deutlich.

Der jüngere Mann hingegen hätte nicht fremder aussehen können – das Haar wild und dunkel, die Augen so braun, dass sie im Zwielicht der feuchten Stadtmauer beinahe schwarz wirkten, besaß sein Gesicht einen goldigen Unterton, der an heißen Sand und verschwitzte Nächte unter Orangenbäumen denken ließ.

(aus: Katharina V. Haderer: Das Herz im Glas)

Haderer benennt zunächst den Farbton der Haut und fügt dann zwei Vergleiche an. “Sand” ist naheliegend, “verschwitzte Nächte unter Orangenbäumen” ist poetisch. Natürlich könnte man kritisch einwenden, dass sich die Farbe von verschwitzten Nächten nicht unbedingt als “goldig” beschreiben lässt. Aber die Orangenbäume reißen das Bild an dieser Stelle raus. Ich stelle mir vom Mondlicht beschienene Orangen an den Zweigen vor; und irgendwie stimmt das Bild. Besser hätte sie den jüngeren Mann mit seinem Charakter nicht beschreiben können.

Dennoch wirkte sie völlig anders auf ihn als am Morgen, was daran lag – Tengo brauchte einen Moment, bis er es bemerkte -, dass sie ihre Haare zusammengebunden und aufgesteckt hatte. Darum lagen ihre Ohren und ihr Nacken nun ganz frei. Sie hatte zierliche, rosafarbene Ohren, die aussahen, als seien sie gerade erst geformt und mit einer weichen Quaste gepudert worden. Sie schienen eher aus ästhetischen Motiven geschaffen worden zu sein als das sie der Aufnahme von Geräuschen dienten. Zumindest sahen sie in Tengos Augen so aus. Der wohlgestaltete, schlanke Hals darunter schimmerte verlockend, wie eine im Sonnenschein gereifte Frucht. Er war von einer unendlichen Reinheit, wie gemacht für Marienkäfer und Morgentau.

(aus: Haruki Murakami: 1Q84)

In diesem Beispiel von Haruki Murakami sagen die Metaphern und Vergleiche nicht nur etwas über denjenigen aus, der beschrieben wird, sondern charakterisieren ebenso den subjektiven Erzähler. Wir spüren in der Beschreibung Tengos Verliebtheit, die in diesem Augenblick zum ersten Mal im Roman greifbar wird. Nicht zuletzt deswegen geht von ihr eine unterschwellige Erotik aus. Tengos Wunsch, Fukaeri anzuknabbern, wird zwar nicht explizit erwähnt, klingt aber durch.

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