Was kommt dir in den Sinn, wenn du an einen Gestaltwandler denkst? Vielleicht Kreaturen wie Werwölfe, Vampire oder sogar Transformers, die ihre äußere Gestalt nach Belieben verändern können. Aber Christopher Voglers Interpretation der Heldenreise zufolge geht es beim Archetyp des Gestaltwandlers gar nicht um körperliche Verwandlung. Stattdessen handelt es sich um eine Figur, deren wahre Natur und Zugehörigkeit unklar ist und die den Protagonisten oft in die Irre führt. In diesem Blogbeitrag werden wir untersuchen, wie der Archetyp des Gestaltwandlers in erotischen Geschichten eingesetzt werden kann, um fesselnde und überzeugende Charaktere zu schaffen.
Der Archetyp des Gestaltwandlers kann ein komplexer und vielschichtiger Charakter sein, der eine fade Geschichte in eine spannende verwandelt. Diese Figur kann in verschiedenen Formen auftreten: die Geliebte, die nicht das ist, was sie zu sein scheint; der Bösewicht, der erlösende Eigenschaften hat, oder ein Protagonist, der nicht das ist, was er zu sein scheint. Auch in erotischen Geschichten kann der Archetyp des Gestaltwandlers genutzt werden, um Figuren zu schaffen, die unwiderstehlich und fesselnd sind. Eine Liebesbeziehung kann so zum Beispiel unvorhersehbar, kompliziert und bis zum Ende spannend bleiben.
Laut Christopher Voglers “Odyssee des Drehbuchschreibers” ist der Gestaltwandler-Archetyp eine zentrale Figur, die die Reise des Helden herausfordert. Ein Beispiel dafür ist Scar in “Der König der Löwen”. Scar ist der Onkel des Helden, der anfangs wie ein vertrauenswürdiger Berater erscheint, aber später erfahren wir, dass er Hintergedanken hat und in Wirklichkeit der Hauptgegner der Geschichte ist. In erotischen Geschichten kann der Archetyp des Gestaltwandlers in ähnlicher Weise eingesetzt werden, um den Protagonisten herauszufordern und die Entwicklung der Gesamthandlung und des Charakterbogens voranzutreiben.
Wenn du den Archetyp des Gestaltwandlers einsetzt, ist es wichtig, dass du das Publikum bei der Stange hältst und miträtseln lässt. Die Verwandlung der Figur sollte subtil sein, und der Leser sollte erst später in der Geschichte erfahren, was die Figur wirklich will. Die Veränderung der Figur sollte plausibel und nicht gekünstelt sein, da dies sonst zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit führen kann. Deshalb ist es wichtig, Hinweise oder Vorahnungen einzubauen, damit die Enthüllung nicht aus dem Nichts kommt.
Hier ein paar Beispiele von Filmen, in denen die Funktion der Gestaltwandlerin eingesetzt wird, um andere zu manipulieren und damit zusätzliche Spannung aufzubauen. Diese Filme nutzen den Gestaltwandler-Archetypus, um Figuren zu schaffen, deren Ziel nicht von Anfang an klar ist. Oft geht es dabei um sexuelle Manipulation und Machtspiele, die das Publikum faszinieren und herausfordern.
“Der Tod kommt zweimal” (1984): In diesem Film wird die Hauptfigur Holly Body (gespielt von Melanie Griffith) als Gestaltwandlerin dargestellt. Der Protagonist Jake Scully lernt sie kennen, da sie sich jeden Abend um die gleiche Zeit am Fenster auszieht. Erst spät im Film stellt sich heraus, dass die Nachbarin in Wirklichkeit von einer Pornodarstellerin imitiert wurde, dafür engagiert, dem Mörder der tatsächlichen Nachbarin ein Alibi zu verschaffen.
In “Gefährliche Freundin” (1986) wird die Rolle der Audrey Hankel (wieder Melanie Griffith, die in den 80ern einfach einen guten Lauf hatte) als Gestaltwandlerin angelegt. Sie ist eine verführerische Frau, die den Protagonisten Charlie auf eine wilde Reise mitnimmt. Im Laufe des Films zeigt sich jedoch, dass sie viele Geheimnisse hat und nicht so unschuldig ist, wie sie zunächst scheint.
“Wild Things” (1998): In diesem Film wird Kelly, die Figur von Denise Richards, als Gestaltwandlerin dargestellt. Sie ist zunächst unschuldig und schüchtern, aber im Laufe des Films zeigt sie ihre manipulative Seite, um ihre Ziele zu erreichen.
“Ein unmoralisches Angebot” (1993): In diesem Film geht es um ein verheiratetes Paar, das von einem Milliardär ein unmoralisches Angebot bekommt. Die Hauptfigur des Milliardärs wird als Gestaltwandler dargestellt, der anfangs freundlich und charmant ist, aber später seine wahren Absichten offenbart.
“Die letzte Verführung” (1994): Diese Neo-Noir-Thriller-Film handelt von einer Betrügerin, die ihre sexuelle Anziehungskraft nutzt, um Männer auszunehmen. Die Hauptfigur wird als Gestaltwandlerin dargestellt, die ihre Identität und Persönlichkeit verändert, um ihre Ziele zu erreichen.
In “Jennifer’s Body” (2009) wird die Figur von Jennifer Check (gespielt von Megan Fox) als Gestaltwandlerin dargestellt. Sie wirkt zunächst wie ein einfacher Teenager, der sich sexuell ausprobiert. Dass sie nach einem schief gelaufenen Satansritual dämonisch besessen ist und sich seitdem von Menschenfleisch ernährt, begreift ihre beste Freundin Anita erst gegen Ende des Films.
In “Sin City 2: A Dame to Kill For” (2014) wird die Figur von Ava Lord (gespielt von Eva Green) als Gestaltwandlerin dargestellt. Sie ist eine wunderschöne Frau, die ihre sexuelle Anziehungskraft nutzt, um Männer zu manipulieren und zu kontrollieren. Im Laufe des Films zeigt sich jedoch, dass sie auch eine dunkle Seite hat und bereit ist, über Leichen zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen.
Der Archetyp des Gestaltwandlers ist eine wichtige Figur ist, die jeder Geschichte Tiefe und Intrigen verleiht. Die Funktion dieser Figur besteht nicht nur darin, den Leser zu fesseln, sondern auch darin, die Handlung voranzutreiben und den Protagonisten auf unerwartete Weise herauszufordern. Wenn du facettenreiche Charaktere erschaffst, die das Publikum in Atem halten, kann der Archetyp des Gestaltwandlers zu fesselnden und unvergesslichen Geschichten führen. Es ist wichtig, diese Figur gut auszuführen, damit die Enthüllung glaubhaft und fesselnd ist und die Glaubwürdigkeit beim Leser erhalten bleibt. Wie die Beispiele oben zeigen, arbeiten die Gestaltwandler oft mit ihrem Sexappeal, um nicht nur die Protagonisten der Story, sondern auch den Leser oder Zuschauer zu manipulieren. Eine gute Voraussetzung, um sie auch in erotischen Geschichten einzusetzen.