Liebe im Baum: Eine sinnliche Reise zwischen Ästen und Blättern

Als Autorin erotischer Literatur bin ich ständig auf der Suche nach Orten, die das Vertraute aufbrechen und die Sinne neu entfachen. Eine Szene, die mich seit jeher fasziniert, ist die berühmte Selbstbefriedigungsszene in Bilitis von Pierre Louÿs – hoch oben in einem Baum, wo die Protagonistin sich der Lust hingibt, umgeben von Natur und einer leisen, vibrierenden Spannung. Diese Idee hat Künstler wie David Hamilton, Claude Debussy und Arthur H. inspiriert, und sie reizt auch mich: Wie beschreibt man Sex in einem Baum – sei es allein oder mit einem Partner – so, dass es glaubwürdig, sinnlich und lebendig wird? Wie lasse ich alle fünf Sinne aufblühen? Und was macht die Gefahr, entdeckt zu werden, mit der Erotik? Hier ein Versuch, diese Fragen in zwei Szenen zu erkunden.

Szene 1: Die Frau allein im Baum

Stell dir eine Frau vor, Mitte dreißig, mit langen, kastanienbraunen Haaren, die in sanften Wellen über ihre Schultern fallen. Ihre Haut ist sonnengebräunt, ihre Beine muskulös vom Wandern. Sie trägt ein leichtes, cremefarbenes Kleid, das beim Klettern an der rauen Rinde eines alten Olivenbaums hängenbleibt. Der Baum steht am Rand eines Hügels, seine Äste breit und knorrig, die Blätter silbrig-grün schimmernd im Nachmittagslicht. Sie hat diesen Ort schon oft besucht, doch heute treibt sie ein anderes Verlangen her.

Sie findet eine Astgabel, die wie eine natürliche Bank geformt ist, breit genug, um sich hinzusetzen, die Beine leicht gespreizt. Der Wind streicht durch die Blätter, ein leises Rascheln, das sich mit ihrem Atem vermischt. Sie lehnt sich zurück, spürt die raue Borke durch den dünnen Stoff an ihrem Rücken, ein kratzendes, fast lebendiges Gefühl. Ihre Hände gleiten über ihre Oberschenkel, schieben den Saum des Kleides hoch, bis die warme Luft ihre Schamlippen streift – weich, geschwollen, bereits feucht von der Erregung, die in ihr aufsteigt. Sie schließt die Augen und lauscht: das Zwitschern eines fernen Vogels, das Summen einer Biene, das ferne Murmeln eines Baches. Der Duft nach trockener Erde und Olivenblättern erfüllt ihre Nase, herb und schwer.

Ihre Finger finden ihren Kitzler, klein und empfindlich, und beginnen, ihn in sanften Kreisen zu massieren. Die Empfindung ist intensiv, fast scharf, und sie beißt sich auf die Unterlippe, schmeckt das Salz ihrer eigenen Haut. Ihr Körper spannt sich an, die Muskeln in ihren Beinen zucken leicht, während sie sich dem Rhythmus hingibt. Die Höhe verstärkt alles – das Wippen des Astes unter ihr, das Gefühl, der Schwerkraft ausgeliefert zu sein. Plötzlich knackt ein Zweig irgendwo unter ihr, und ihr Herz schlägt schneller. Ist da jemand? Sie hält inne, die Hand noch zwischen ihren Schenkeln, und späht durch die Blätter. Nichts. Doch die Vorstellung, dass jemand sie sehen könnte – ein Wanderer, ein Schäfer – lässt ihre Erregung explodieren. Sie kommt mit einem leisen, kehligen Stöhnen, das in den Baumkronen verhallt.

Szene 2: Zwei Liebende im Baum

Nun stell dir ein Paar vor: Er ist schlank, mit breiten Schultern und Händen, die vom Arbeiten im Freien rau sind. Sein Haar ist dunkel, leicht zerzaust, seine Augen funkeln vor Neugier. Sie ist kleiner, mit üppigen Hüften und Brüsten, die sich unter einem engen Shirt abzeichnen. Ihre Haut ist blass, ihre Lippen voll und rot. Sie haben den Baum – eine mächtige Eiche mit dicken, weit ausladenden Ästen – bei einem Spaziergang entdeckt und spontan beschlossen, hinaufzuklettern. Jetzt stehen sie auf einem breiten Ast, etwa vier Meter über dem Boden, die Blätter ein grünes Dach über ihnen.

Er zieht sie an sich, seine Hände umfassen ihren Hintern, fest und rund unter ihrer Hose. Sie spürt seinen Penis, hart und warm, durch den Stoff seiner Jeans, als er sich an sie presst. Der Ast schwankt leicht, und sie lachen nervös, klammern sich aneinander. Der Geruch von Moos und Holz steigt auf, vermischt sich mit dem salzigen Duft ihrer Haut. Sie küsst ihn, ihre Zunge gleitet über seine Lippen, schmeckt den Hauch von Minze und Schweiß. Er öffnet ihre Hose, schiebt sie hinunter, bis ihre Schamlippen frei liegen – rosa, glänzend, bereit. Seine Finger erkunden sie, teilen die feuchte Wärme, während sie nach seinem Gürtel greift und ihn öffnet. Sein Penis springt hervor, die Eichel dunkel und straff, ein Tropfen glitzert an der Spitze.

Sie finden eine Position: Sie lehnt sich gegen den Stamm, ein Bein um seine Hüfte geschlungen, während er in sie eindringt. Die Rinde drückt gegen ihren Rücken, ein rauer Kontrast zu der weichen, rhythmischen Bewegung seiner Hüften. Das Knarren des Baumes untermalt ihre Atemzüge, schnell und unregelmäßig. Ihre Brüste wippen bei jedem Stoß, die Brustwarzen hart unter dem Shirt. Er hält ihren Blick, seine Pupillen geweitet, ein stummer Dialog aus Lust und Risiko. Unten raschelt etwas – Schritte? Stimmen? Sie erstarren kurz, sein Penis noch tief in ihr, ihre Vagina pulsiert um ihn. Die Gefahr, entdeckt zu werden, treibt sie weiter; sie flüstert ihm zu, nicht aufzuhören. Der Höhepunkt kommt gleichzeitig, ein Zittern, das durch ihre Körper läuft und den Baum selbst zu erschüttern scheint.

Die Sinne und die Gefahr

Sex im Baum ist ein Tanz mit der Natur und der eigenen Verletzlichkeit. Der Tastsinn wird zur Hauptbühne: die raue Borke, die weichen Blätter, die Wärme der Haut. Gerüche – Erde, Holz, Schweiß – verschmelzen mit dem Geschmack von Lippen und Körperflüssigkeiten. Geräusche, vom Wind bis zum Knacken eines Zweigs, halten die Liebenden in einem ständigen Schwebezustand zwischen Hingabe und Alarmbereitschaft. Das Sehen spielt mit Licht und Schatten, mit verstohlenen Blicken nach unten. Und die Gefahr? Sie ist der unsichtbare Dritte im Spiel – ein Kribbeln im Nacken, das die Lust schärft, ohne sie zu ersticken.

Ein Baum als Liebesnest erfordert Mut und Fantasie, sowohl von den Figuren als auch von uns Autoren. Es ist kein bequemer Ort, aber genau das macht ihn so reizvoll: die rohe, ungeschliffene Verbindung von Körper und Natur, gewürzt mit einem Hauch von Verbotenem. Probier es aus – klettere in Gedanken hinauf und lass die Sinne sprechen.

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