Viele Frauen kennen das Gefühl: Man kommt nach einem langen Tag nach Hause, löst den BH-Verschluss – und fühlt sofort die Erleichterung. Dieses kleine Alltagsritual zeigt uns, wie belastend das Tragen eines BHs sein kann. Doch warum tragen wir ihn überhaupt noch? Ist er wirklich so notwendig? Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass BHs nicht nur unbequem sind, sondern auch unserer Gesundheit und unserem Selbstbild schaden können.
Ein Symbol der Anpassung?
Schon in den 1960er Jahren haben Feministinnen den BH als Symbol für die Unterdrückung weiblicher Körper gesehen. Damals ging es darum, sich gegen die starren Schönheitsnormen aufzulehnen, die Frauen auferlegt wurden. Dieser Gedanke ist auch heute noch aktuell. Viele von uns haben das Gefühl, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen – und der BH spielt dabei eine Rolle. Er formt, hebt und drückt unsere Brüste in eine Form, die als „ideal“ angesehen wird. Doch für wen eigentlich? Sich von diesen gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen, ist ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Körperakzeptanz.
BH-frei und gesünder?
Was vielleicht noch nicht so bekannt ist: Es gibt handfeste gesundheitliche Gründe, auf den BH zu verzichten. Der französische Sportmediziner Jean-Denis Rouillon, Professor an der Universität Besancon, führte über 15 Jahre hinweg eine Langzeitstudie durch und fand heraus, dass Frauen, die keinen BH trugen, weniger Rückenschmerzen hatten und sogar eine straffere Brustmuskulatur entwicklten. Vielleicht hast du auch schon einmal bemerkt, dass du ohne BH besser atmest und dich freier bewegst. Rouillon zeigte, dass die Brüste ohne BH nicht erschlaffen – im Gegenteil! Sie werden fester, weil die Muskulatur mehr arbeitet.
Schmerzen durch BH-Träger?
Falls du regelmäßig Druckstellen an deinen Schultern, den Seiten und/oder dem Rücken bemerkst, bist du nicht allein. Einschneidende BH-Träger sind für viele Frauen ein bekanntes Problem. Doch die Folgen sind mehr als nur oberflächliche Abdrücke. Über Jahre hinweg kann es zu chronischen Verspannungen, Kopfschmerzen oder sogar Nervenschäden kommen, deren Ursache dir vielleicht gar nicht bewusst sind. Besonders Frauen mit einer größeren Oberweite kennen diese Beschwerden nur zu gut. Das Gefühl, dass der BH zwar hilft, aber gleichzeitig Unbehagen verursacht, ist weit verbreitet. Warum also nicht so weit wie möglich auf BHs verzichten?
Brustkrebsrisiko? Ein Thema, über das man sprechen sollte
Ein Thema, das oft wenig Beachtung findet, ist der mögliche Zusammenhang zwischen BHs und Brustkrebs. Einige Studien deuten darauf hin, dass enge BHs den Lymphfluss behindern könnten, was den Abtransport von Giftstoffen aus dem Brustgewebe erschwert. Auch wenn die Forschung hier noch nicht eindeutig ist, sollte es uns zum Nachdenken anregen. Warum sollten wir ein Risiko eingehen, wenn der Verzicht auf einen BH so viele Vorteile haben kann?
Dein Körper, deine Entscheidung
Am Ende des Tages ist das Tragen eines BHs eine persönliche Entscheidung. Doch es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass wir nicht aus Gewohnheit oder Druck von außen handeln müssen. Vielleicht ist es an der Zeit, die Freiheit zu spüren, die uns ein BH-freier Tag bringen kann. Dein Körper gehört dir, und du entscheidest, was dir gut tut – und was nicht.
Der erste Schritt ist einfach: Probiere es aus, sei neugierig und finde heraus, was sich für dich am besten anfühlt.