Von den bescheidenen einteiligen Badeanzügen des frühen 20. Jahrhunderts bis zu den kaum verhüllten Bikinis von heute hat unsere Bademode einen langen Weg hinter sich. Sie war schon immer mehr als nur ein schützendes Kleidungsstück für den Strand oder den Pool – sie ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, der Kultur und unserer Einstellung zum menschlichen Körper.
In diesem Blogbeitrag tauchen wir in die Geschichte der Bademode ein und erforschen, was die verschiedenen Arten von Bademoden über uns als Gesellschaft aussagen. Vom traditionellen einteiligen Badeanzug bis hin zu den abgegrenzten Nacktbadestränden werden wir die kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren untersuchen, die unsere Wahl der Bademode geprägt haben.
Einteilige Bademode: Bescheidenheit und Weiblichkeit
In den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts trugen Frauen oft lange Kleider, die speziell für das Baden im Meer oder in Thermalquellen entwickelt wurden. Diese Kleider waren oft aus schwerem Stoff gefertigt und sollten den Körper bedecken und schützen. Sie waren jedoch nicht besonders praktisch zum Schwimmen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen Frauen, sich für sportlichere Aktivitäten zu interessieren, darunter auch das Schwimmen. Die Bademode begann sich anzupassen, und die ersten Formen von Badeanzügen entstanden. Diese frühen Badeanzüge waren oft aus Wolle gefertigt, um im Wasser nicht zu schwer zu werden. Sie bestanden aus langen Röcken und Oberteilen mit Ärmeln, die den Körper bedeckten.
Eine wichtige Figur in der Geschichte der Badeanzüge war Annette Kellerman, eine australische Schwimmerin, die in den frühen 1900er Jahren aktiv war. Kellerman entwarf einen Badeanzug, der ihren Körper besser für das Schwimmen geeignet war. Ihr Badeanzug hatte eng anliegende Beine, Ärmel und einen Kragen. Dieser Badeanzug wurde später als “Annette Kellerman”-Badeanzug bekannt und trug dazu bei, die Akzeptanz von praktischerer Bademode zu fördern.
In den 1910er Jahren begannen die Badeanzüge allmählich kürzer zu werden, wobei die Beine mehr freigelegt wurden. Die Silhouetten wurden etwas lockerer, aber die Bademode blieb im Vergleich zu späteren Jahrzehnten immer noch ziemlich bedeckend.
In den 1920er Jahren, auch als “Goldene Zwanziger” bekannt, erlebte die Mode einen radikalen Wandel. Dies spiegelte sich auch in den Badeanzügen wider. Die Badeanzüge wurden kürzer und weniger bedeckend. Die Silhouette wurde lockerer und weniger restriktiv, wobei die eng anliegenden und korsettähnlichen Designs des späten 19. Jahrhunderts und der frühen 20er Jahre aufgegeben wurden. Die Badeanzüge hatten oft tiefere Ausschnitte, ärmellose Designs und wurden über den Oberschenkeln etwas kürzer.
In den 1930er Jahren setzte sich der Trend zu weniger auffälligen und eleganteren Designs fort. Die Badeanzüge wurden wieder etwas länger und boten mehr Bedeckung. Die Silhouette wurde enger anliegend, jedoch immer noch weniger restriktiv als in den vorherigen Jahrzehnten. Einteilige Badeanzüge mit schlichten Linien und Schnitten wurden populär, und sie wurden oft mit Rüschen, Bändern oder anderen dekorativen Elementen verziert.
Pin-up-Girls: Die Entdeckung der weiblichen Kurven in der Bademode
Pin-up-Girls waren in den 1950er Jahren stilisierte Darstellungen von attraktiven Frauen, die oft in verführerischen Posen abgebildet wurden. Diese Bilder wurden in Magazinen, Zeitschriften, Werbung und auf Poster gedruckt und waren eine Form der populären Kunst und Unterhaltung. Die Pin-up-Girls hatten oft ein unschuldiges, aber dennoch provokatives Aussehen und verkörperten eine Art ideales Schönheitsbild.
Die Bademode der 1950er Jahre spiegelte die Ästhetik und das Körperbild dieser Zeit wider und wurde von den Pin-up-Girls beeinflusst. Die Badeanzüge und Bikinis dieser Ära waren oft figurbetonend und betonten die weiblichen Kurven. Sie hatten hohe Taillen, um die Sanduhr-Silhouette zu betonen, und die Oberteile waren oft mit Rüschen, Polstern oder Schleifen versehen, um das Dekolleté zu betonen.
Die Bademode der 1950er Jahre war in der Regel feminin, ansprechend und mit einem Hauch von Glamour gestaltet. Dies entsprach dem Stil der Pin-up-Girls, die ebenfalls eine Mischung aus Anmut, Verführung und ästhetischem Reiz verkörperten. Viele Werbe- und Modefotografen nutzten Pin-up-ästhetik, um Badeanzüge und Bademode in Szene zu setzen. Berühmte Pin-up-Modelle wie Marilyn Monroe, Bettie Page und Esther Williams trugen zu dieser Verbindung zwischen Bademode und Pin-up-Kultur bei, indem sie die Ideale der damaligen Zeit verkörperten.
Die Pin-up-Kultur und die Bademode der 1950er Jahre spiegelten das Verlangen nach Freude, Weiblichkeit und einem Hauch von Unschuld in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels und des wirtschaftlichen Aufschwungs wider. Diese Verbindung zwischen Mode, Ästhetik und Popkultur hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Wahrnehmung von Stil, Schönheit und Weiblichkeit in den folgenden Jahrzehnten hinterlassen.
Bikinis: Befreiung und Sexualisierung
Der moderne Bikini wurde in den 1940er Jahren entwickelt, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs. Zwei unabhängige Designerinnen, die in dieser Entwicklung eine Rolle spielten, waren Louis Réard und Jacques Heim.
Louis Réard, ein französischer Ingenieur, gilt als Erfinder des Begriffs “Bikini”. Im Jahr 1946 präsentierte er den ersten knappen Zweiteiler in Paris. Der Name “Bikini” stammt angeblich von dem Bikini-Atoll im Pazifischen Ozean, wo zu dieser Zeit Atombombentests stattfanden. Réard wählte den Namen, um die explosive Wirkung und den Schock, den sein neuer Badeanzug hervorrief, zu betonen.
Jacques Heim, ein französischer Designer, hatte bereits 1942 einen ähnlichen, aber weniger knappen zweiteiligen Badeanzug namens “Atome” entworfen.
Obwohl der Bikini in den 1940er Jahren eingeführt wurde, wurde er erst in den 1950er Jahren wirklich populär. Ein Wendepunkt war die Veröffentlichung von Bildern von Brigitte Bardot in einem Bikini, die die Aufmerksamkeit der Medien und des Publikums auf sich zogen. In den 1950er Jahren wurden Bikinis weiterentwickelt und wurden zum Symbol für Freiheit, Jugendlichkeit und Glamour.
In den folgenden Jahrzehnten wurden Bikinis immer knapper und vielfältiger in ihren Designs. Verschiedene Stilrichtungen, von String-Bikinis bis hin zu High-Waist-Modellen, wurden populär. Prominente wie Ursula Andress in “James Bond 007: Dr. No” (1962) und Raquel Welch in “One Million Years B.C.” (1966) trugen dazu bei, die Bikini-Kultur weiter zu verbreiten.
Bikinis sind zu einem wesentlichen Bestandteil der Bademode geworden, und es gibt unzählige Varianten, die den verschiedenen Mode- und Geschmackstrends entsprechen. Sie sind ein Symbol für Strand, Sonne und Freizeit und haben sich als feste Größe in der Modewelt etabliert.
Topless: Freiheit und Gleichheit
In den 1960er und 1970er Jahren tauchten in Europa immer mehr Oben-ohne-Strände auf, an denen sich Frauen gegen gesellschaftliche Normen und Tabus in Bezug auf weibliche Brüste wehren konnten. Der Oben-ohne-Strand wurde als Symbol für Freiheit und Gleichberechtigung angesehen, da Frauen nun die gleiche Freiheit wie Männer genießen konnten, oben ohne zu sein, ohne sich zu schämen oder verurteilt zu werden.
Oben-ohne-Strände lösten jedoch auch Kontroversen und negative Reaktionen aus. Einige sahen in ihnen eine Bedrohung der traditionellen Werte und der Moral, während andere sie als Mittel zur weiteren Objektivierung der Frauenkörper betrachteten. Die Einstellung zum oben ohne Baden variiert immer noch stark von Land zu Land und von Kultur zu Kultur. In vielen westlichen Ländern, insbesondere in Europa, ist das oben ohne Baden an bestimmten Stränden und Schwimmbädern akzeptiert und weit verbreitet. In anderen Ländern und konservativeren Gesellschaften wird es jedoch oft als unangemessen oder gar illegal angesehen. Dies kann aus kulturellen, religiösen oder gesellschaftlichen Gründen geschehen. Die Gesetze und Regeln können je nach Land, Region und Strand unterschiedlich sein.
Die Gründe für das Oben-ohne-Baden variieren von Person zu Person und sind oft persönlich und komplex. Frauen, die sich dazu entscheiden, oben ohne zu baden, folgen ihren eigenen Überzeugungen und Motivationen, die sich aus ihrer individuellen Lebenserfahrung, Kultur und Persönlichkeit ergeben.
Nacktheit: Akzeptanz und Rebellion
Nacktheit war schon immer ein Mittel, um gegen gesellschaftliche Normen und Konventionen zu rebellieren. FKK-Kolonien wurden in den 1930er Jahren populär und ermöglichten es den Menschen, den Zwängen der Kleidung und den gesellschaftlichen Erwartungen zu entkommen. So war das Nacktbaden in der ehemaligen DDR weitgehend normal. Und auch heute gibt es in Deutschland zahllose FKK-Badestellen. Das fördert sicherlich Körperakzeptanz und -positivität.
Nacktheit ist aber auch ein Risiko und ein Tabu. In vielen Ländern ist öffentliche Nacktheit immer noch illegal, und Menschen, die sich in der Öffentlichkeit nackt zeigen, werden immer noch verurteilt. Nacktheit gilt als eine Form der Rebellion und als Mittel, um gesellschaftliche Konventionen herauszufordern, aber sie wird auch als ein Akt der Trotzigkeit und Abweichung wahrgenommen.
Warum beschäftigen wir uns in diesem Blog überhaupt mit Bademoden? Egal, ob wir Frauen uns für einen Badeanzug, einen Bikini, fürs Oben-ohne oder fürs Nacktschwimmen entscheiden – immer steht im Hintergrund eine bestimmte Haltung zu uns selbst und unserem Körper. Wenn wir also in unseren Texten über badende Frauen schreiben, kann dies nie geschehen, ohne das wir uns fragen, was die jeweilige Person beim Baden trägt oder eben nicht trägt. Wir erfahren so eine Menge über die Protagonisten. Und haben gleichzeitig die Möglichkeit für eine plastische Beschreibung.