Frisuren und Frauentypen

“Mit den Haaren machst du in erster Linie eine Aussage über deinen Stil”, meinte Stina, meine Lieblingsfriseurin und Vertraute in Style-Fragen, neulich zu mir. Ich hatte ihr gesagt, ich würde gern mal wieder etwas Neues ausprobieren. Sie schaute mich eine Weile an, riet mir dann aber ab: “Du bist und bleibst der romantische Typ. Haare bis zum Schulterblatt, gelegentlich eine Hochsteckfrisur mit ein paar herausfallenden Strähnen. Ich verdiene gern mein Geld mit aufwendigen Stylings. Aber ich glaube, du würdest dich innerhalb ganz kurzer Zeit nicht mehr wohl damit fühlen.”

Vier Frauentypen und ihre Haare

Nun war ich hellhörig geworden: “Der romantische Typ? So habe ich mich nie gesehen. Vielleicht eher schon als  ‘natürlichen Typ’? Ich mag’s vor allem einfach.” Stina grinste und erklärte mir, die Einteilung in vier Typen habe sie aus der Ausbildung übernommen und benutze sie inzwischen ganz selbstverständlich, ohne noch groß darüber nachzudenken. Es sind:

  • der klassisch-elegante Typ
  • der sportliche Typ
  • der extravagante Typ und eben
  • der romantische Typ

Der klassisch-elegante Typ

“Karrierefrauen”, sagt Stina. “Oder solche, deren Männer das Geld gemacht haben. Laufen in Kostümen oder Hosenanzügen herum, haben eine Markenhandtasche dabei und riechen dezent nach teurem Parfüm. Perfektes Make-up, Haare immer mit Conditioner gepflegt, meist auch mit Festiger oder zumindest Haarspray gestylt.  Gern eine Frisur, bei der sie mit dem Kopf durch die Wand rennen können. Also stirnfrei. Und eben streng genug, um ernst genommen zu werden. Oder sich selbst zumindest ernst zu nehmen.”

“Was ist denn eine strenge Frisur?”, frage ich sie.

“Naja, Haare auf jeden Fall glatt, raus aus dem Gesicht. Eventuell ein Zopf. Nur ja keine freien Strähnen oder gar krauses Haar. Schlimmstenfalls ein Dutt, wenn sie älter werden. Allenfalls eine Frisur, die eben nur mit Haarspray in Form gehalten wird. Denk an Reese Witherspoon in ‘Natürlich blond’.”

“Also nichts für junge Mädchen?”

“Doch, sicher. Häufiger, als du denkst. Hochsitzender Pferdeschwanz, eventuell auch ein Haarband. Der Typ Mädchen aus der In-Clique mit den reichen Eltern.”

Ich denke an Paris Geller aus den Gilmore Girls und kann mir in etwa vorstellen, was Stina meint.

Der sportliche Typ

“Die Haare des sportlichen Typs müssen vor allem eins sein: praktisch. Unkompliziert in der Pflege. Mehr als zwei Minuten Zeit sollten sie nach dem Aufstehen nicht in Anspruch nehmen. Entweder sie sind kurz oder so lang, dass sie schnell zu einem Zopf zusammengebunden werden können. Wenn ein Pferdeschwanz, dann nicht glatt, sondern zerzaust”, sagt Stina.

Das fällt mir leichter vorzustellen. Ich habe eine Freundin vor Augen, die als Kind deutlich mehr mit Jungs zusammen war und lieber auf Bäume kletterte, als mit Mädchen zu spielen. Noch heute kann sie mit Make-up nicht viel anfangen. Ihre Klamotten sucht sie in erster Linie danach aus, ob sie bequem sind. Verspielte Accessoires findet sie albern.

Der extravagante Typ

“Und der extravagante Typ”, frage ich Stina.

“Genau das Gegenteil vom sportlichen Typ”, sagt sie. “Sie wollen auffallen und zeigen das mit ihrer Kleidung, dem Make-up und natürlich auch mit der Frisur. Sie kennen die aktuellen Trend-Frisuren aus den Modezeitschriften und kommen meist mit sehr klaren Vorstellungen zu uns. Das Haarstyling kann ruhig aufwendig sein, das schreckt sie überhaupt nicht.”

“Klingt für mich, als wäre das nur etwas für Frauen ab dreißig.”

“Täusch dich nicht. Die meisten jungen Frauen, die plötzlich Farbe in ihrem Haar haben wollen, gehören zu den Extravaganten. Grüne oder blaue Strähnen, blond-orange Haare. Du würdest dich wundern.”

“Also an ihrer Farbe zu erkennen.”

“Oder an den Dingen, die sie in ihre Frisur einarbeiten: Blüten, Spangen, Kämme, Federn, Rosetten, was sie halt gerade finden. Aber im Grunde erkennst du die Extravaganten an ihrem ganzen Auftreten: Sie  scheren sich einen Dreck um Konventionen und ziehen ihr eigenes Ding durch. Daher haben sie auch oft einen Hang zu asymetrischen Frisuren.”

Der romantische Typ

“Und dann gibt es eben noch die Frauen wie mich. Wie hast du das vorhin beschrieben? ‘Haare bis zum Schulterblatt, gelegentlich eine Hochsteckfrisur mit ein paar herausfallenden Strähnen’?”

“Gern lockig oder zumindest wellig. Und immer ein wenig ungebändigt.”

“Danke.”

Stina zuckt mit den Schultern und grinst verlegen. Dann fährt sie mir mit gespreizten Fingern durch die Haare, von unten her, um das Volumen zu erhöhen.

“Du magst doch dein Haar auch am liebsten offen. Und ich wette, du hast nie Stunden vor dem Spiegel verbracht, um es glatt und seidenweich zu bürsten. Oder dich mit einem Glätteisen bearbeitet, wie es der extravagante oder der klassisch-elegante Typ tun würden.”

Wir beschließen, es einmal mit einem Farbton zu versuchen, der sich Blütenhonig nennt und nach ca. 8 Wochen von allein auswäscht. Abschließend macht sie mir noch eine hübsche Teilsteckfrisur. Aber ich ahne, dass sie mir zu kompliziert ist, um mich morgens nach dem Aufstehen an ihr zu versuchen.

 

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